13. Juli (Reuters) – Deutschland hat am Donnerstag seine lang erwartete China-Strategie verabschiedet, nachdem innerhalb der Drei-Parteien-Koalition von Bundeskanzler Olaf Scholz monatelang darüber gestritten wurde, inwieweit die Haltung Berlins verschärft werden sollte.
Hier sind Highlights aus dem Dokument und Aussagen deutscher Staats- und Regierungschefs.
DEUTSCHLANDS BEWERTUNG CHINA
* China versucht, wirtschaftliche und technologische Abhängigkeiten zu schaffen, um politische Ziele und Interessen zu erreichen
* China versucht immer selbstbewusster, die regelbasierte internationale Ordnung zu ändern, was Auswirkungen auf die globale Sicherheit hat
* China ist ein unverzichtbarer Partner bei der Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Pandemien
* China hat sich verändert, was eine Änderung im Umgang Deutschlands mit China erforderlich macht
* Chinas Vorgehen hat zu wachsender internationaler Rivalität und Konkurrenz geführt
* Deutschland wird sich mit den EU-Mitgliedstaaten solidarisch zeigen, die unter wirtschaftlichem oder anderem Druck stehen
* Deutschland nimmt den Dialog über Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit mit China wieder auf
* China stellt seine Interessen über die multilateralen Prinzipien der UN und versucht, mit eigenen Initiativen die Politik und Programme der UN zu ändern
TAIWAN
* Deutschland will seine engen Beziehungen zu Taiwan ausbauen und gleichzeitig an der Ein-China-Politik festhalten
* Eine Änderung des Status quo in der Taiwanstraße kann nur durch Konsens und friedliche Mittel erreicht werden
* Deutschland unterstützt Taiwans Beteiligung an internationalen Organisationen
* Die Situation in der Taiwanstraße hat Schwachstellen in der Lieferkette aufgedeckt, insbesondere im Hinblick auf Chips
HANDEL UND INVESTITIONEN
* China verfolgt seine politischen Ziele zunehmend mit wirtschaftlichen Mitteln, unter anderem durch die Schaffung von Abhängigkeiten und die Gewährung oder Entziehung wirtschaftlicher Vorteile
* Chinesische Direktinvestitionen stellen eine besondere Herausforderung dar, da China zivile und militärische Politik miteinander verbindet
* Deutsche Exportgarantien werden auf Risiken des Transfers sensibler Technologien, einschließlich sensibler Dual-Use-Technologien, und darauf geprüft, ob sie Abhängigkeiten verstärken
* Chinesische Investitionen dürfen keine Gefahr für die deutsche Sicherheit darstellen, etwa durch sensible Technologien
* Deutschland erwägt eine Änderung des Investmentprüfungsgesetzes unter Berücksichtigung von Sicherheiten
* Deutschland wird die Liste der exportkontrollpflichtigen Güter im Hinblick auf neue technologische Entwicklungen wie Cybersicherheit und Überwachung weiterentwickeln
* Deutschland befürwortet eine enge Abstimmung innerhalb der EU und eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der Exportkontrolle zwischen der G7 und anderen Partnern
* Deutschland erkennt die mögliche Notwendigkeit weiterer Maßnahmen an, um den Sicherheitsrisiken für Investitionen in China entgegenzuwirken
* Deutschland will ein Rahmengesetz schaffen, das festlegt, welche Sektoren, Unternehmen und Einrichtungen kritische Infrastrukturen darstellen
* Deutschland wird die Liste der kritischen Komponenten noch in diesem Jahr veröffentlichen
* Deutschland wird die Wirksamkeit der aktuellen Regelungen zu kritischen Bauteilen prüfen und gegebenenfalls die entsprechenden Gesetze anpassen
* Deutschland möchte mit China bei der WTO-Reform kooperieren, ist aber auch bereit zu reagieren, wenn es weiterhin zu mangelnden Fortschritten kommt
* Deutschland drängt China dazu, seine WTO-Einstufung als Entwicklungsland aufzugeben, weil es die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist
* Deutschland wird konsequent umfassende strukturelle Verbesserungen des Marktumfelds in China fordern
KLIMAWANDEL UND UMWELT
* Deutschland wird mit China einen intensiven Dialog zum Kohleausstieg führen
* China sollte die internationale Zusammenarbeit in Klimafragen nicht als Druckmittel nutzen, um seine Interessen in anderen Bereichen voranzutreiben
* Deutschland sieht die Notwendigkeit, China zu ehrgeizigeren Zielen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu drängen
* Deutschland wird Investitionsgarantien auf der Grundlage der Einhaltung von Nachhaltigkeits-, Umwelt-, Sozial- und Arbeitsstandards durch China streng prüfen
VERTEIDIGUNG UND SICHERHEIT
* Deutschland ergreift nationale und europäische Gegenmaßnahmen gegen grenzüberschreitende Repression, insbesondere in der Frage der chinesischen Polizeistationen im Ausland
* Cybersicherheitsbedrohungen nehmen zu, auch aus China, und diese Bedrohungen wirken sich zunehmend auf europäische Regierungsnetzwerke aus
* Bundesregierung berät Unternehmen und Forschungsinstitute zu Cyber- und hybriden Sicherheitsrisiken durch chinesische Spionage
* Deutschland fordert China dringend auf, Militärübungen im Voraus anzukündigen und internationale Beobachter einzuladen, um Missverständnisse zu vermeiden
* Deutschland wird die sicherheitspolitische und militärische Zusammenarbeit mit engen Partnern im Indopazifik ausbauen, unter anderem durch Marineeinsätze und multinationale Übungen
* China verstärkt seine Präsenz in der Arktis und Antarktis, auch militärisch, doch Deutschland will sie als konfliktfreie Zonen erhalten
RUSSLAND UND UKRAINE
* Eine engere Verteidigungskooperation zwischen China und Russland würde sich auf das Verhältnis Deutschlands zu Peking auswirken
* China verteidigt die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine nicht glaubwürdig. Deutschland will eine klarere Position
AUSSAGEN
BUNDESKANZLER OLAF SCHOLZ
„Das Ziel ist nicht die Entkopplung. Wir wollen aber künftig kritische Abhängigkeiten vermeiden.“
ANNALENA BAERBOCK, DEUTSCHE AUSSENMINISTERIN
„Wir wollen diversifizieren, aber gleichzeitig weiter ausbauen und die Zusammenarbeit mit China nutzen. Das gilt für unsere Wirtschaftskontakte, denn wir wollen weder die wirtschaftliche Entwicklung Chinas noch unsere eigene behindern.“
„Wir werden die europäische Wirtschaft vor unlauterem Wettbewerb schützen, indem wir neue, vor allem europäische Instrumente entwickeln und diese dann gemeinsam nutzen – zum Beispiel das Instrument gegen Zwangsmaßnahmen, bei dem wir europäische Unternehmen bei Bedarf vor Zwangsversuchen von Drittstaaten schützen können.“ wenn es in Zoll- oder Handelsbeschränkungen einbezogen werden soll.“
„Die Spannungen um Taiwan können uns nicht gleichgültig sein. Eine militärische Eskalation wäre auch eine Gefahr für Millionen Menschen auf der ganzen Welt, und das bedeutet auch für uns.“
Zusammengestellt von Matthias Williams, herausgegeben von Friederike Heine, William Maclean
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