Um mehr Mikrochip-Hersteller ins Land zu locken, will Deutschland mithilfe von EU-Fördermitteln rund 4 Milliarden Euro in 31 Mikrochip-Projekte investieren.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat am Montag, 18. September, 31 Projekte veröffentlicht, die aus dem EU-Förderprogramm für Mikroelektronik finanziert werden.
Die Mikroelektronik-Projekte werden im Rahmen des EU-Förderprogramms „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) gefördert, zu den Begünstigten gehören die Elektronikkonzerne Bosch und Infineon.
Das IPCEI wurde vor drei Monaten von der Europäischen Kommission genehmigt und vergibt Zuschüsse von bis zu 8,1 Milliarden Euro an Projekte mit Schwerpunkt Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien aus 14 EU-Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, das rund die Hälfte der Mittel, also rund 4 Milliarden, erhält Euro. .
Durch Investitionen in diese Projekte versuchen die EU und Deutschland, unabhängiger von ausländischen Chiplieferanten zu werden und nicht länger globalen Lieferengpässen ausgesetzt zu sein.
„Deutschland leistet einen entscheidenden Beitrag zur Versorgungssicherheit Europas mit Halbleitern und Chips“, betonte Wirtschaftsminister Robert Habeck in einer Pressemitteilung.
Wie im Koalitionsvertrag vor zwei Jahren festgelegt, will die Bundesregierung Deutschland zum globalen Standort der Halbleiterindustrie ausbauen. Diese Initiative wurde jedoch kritisiert.
„Ich halte massive Subventionen, um Halbleiterfabriken nach Deutschland zu locken, für einen Fehler“, sagte Berthold U. Wigger, Ökonom am Karlsruher Institut für Technologie, gegenüber Euractiv.
Während die Stärkung der Lieferketten wichtig sei, um Abhängigkeiten vorzubeugen, müssten laut Wigger auch die internationale Arbeitsteilung und Diversifizierung berücksichtigt werden.
„Das ist schon jetzt so, denn auch bei einer größeren Zahl von Halbleiterfabriken in Deutschland müssen die notwendigen Grundmaterialien aus dem Ausland importiert werden“, fügte Wigger hinzu.
Halbleiterfinanzierung
Laut BMWK kommen 70 % der Fördermittel vom Bund, 30 % werden von den 11 beteiligten Bundesländern finanziert, in denen die Unternehmen ansässig sind. Die Unternehmen selbst tragen mehr als 10 Milliarden Euro zu Produktionsanlagen, Fertigungsanlagen und der Entwicklung neuartiger Halbleiterchips bei.
„Mikroelektronik ist in allen Industrieländern von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung“, heißt es im Bundesministerium.
„Offenbar ist Deutschland als Standort für Halbleiterfabriken so unattraktiv, dass ein Unternehmen wie Intel nur mit einer erheblichen Summe, in der Größenordnung von mehreren Milliarden Dollar, davon überzeugt werden kann, in Deutschland zu produzieren“, sagte Wigger gegenüber EURACTIV.
Erst im Juni einigten sich die Bundesregierung und Intel nach monatelangen Verhandlungen auf eine Investition in Sachsen-Anhalt in Höhe von 30 Milliarden Euro und im Gegenzug öffentliche Zuschüsse in Höhe von 10 Milliarden Euro.
„Tatsächlich sieht die Politik im Intel-Deal einen Beleg für die Attraktivität des Hightech-Investitionsstandorts Deutschland. Aber wahrscheinlich ist das Gegenteil der Realität näher“, fügte Wigger hinzu.
Das Ziel der strategischen Souveränität
Die weltweite Halbleiterknappheit muss auf europäischer Ebene durch den European Chips Act angegangen werden, der darauf abzielt, durch die Stärkung von Forschung, Produktion und Innovation 20 % der weltweiten Halbleiterproduktion zurück nach Europa zu bringen.
„Bund, Länder und EU müssen sich daher im Bereich der Mikroelektronik zusammenschließen. Nur so können wir uns sicher und möglichst unabhängig von Importen aufstellen und in dieser Zukunftstechnologie eine Vorreiterrolle einnehmen“, sagte Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg.
Mit dem IPCEI Mit diesem Förderprogramm will die EU Unabhängigkeit von Drittstaaten wie China und den USA erlangen.
Zusätzlich zu den 8,1 Milliarden Euro an öffentlichen Fördermitteln kommen bis zu 13,7 Milliarden Euro von privaten Unternehmen, sodass sich das Gesamtinvestitionsvolumen auf 21,8 Milliarden Euro beläuft. EU-weit erhalten 56 Unternehmen Zuschüsse für 68 Projekte.
„Wenn der Staat innovationsgerechte Rahmenbedingungen schafft, sind IPCEIs nicht notwendig.“ IPCEIs sind teure Instrumente, mit denen der Staat versucht, Probleme zu lösen, die er selbst durch Regulierungen verursacht, die Innovationen behindern“, sagte Wigger gegenüber Euractiv.
[Edited by Nathalie Weatherald]
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