Deutsche Katastrophe – Deutschland kämpft gegen digitale Rückständigkeit

Knapp ein Jahr nach der Wahl der neuen Bundesregierung wird sie ihre präsentieren digitales Programm 31. August. Ursprünglich war die Strategie für das erste Halbjahr 2022 versprochen.

Erwarten Sie keine Revolution. Bundeskanzler Olaf Scholz verspricht „Digitalpolitik“ Zeitenwende“ sieht aus wie ein ferner Traum. Kritiker bemängeln, dass der neue Plan, dessen Entwurf durchgesickert ist, in einigen Bereichen vage bleibt und keine klaren Budgetzuweisungen aufweist. Weit davon entfernt, eine EU-weite Technologiepolitik zu führen, hat Berlin es versäumt, klare Positionen zu definieren, wodurch sein Einfluss auf Themen, die von künstlicher Intelligenz bis hin zum Datenaustausch reichen, verwässert wird.

Deutschland liegt im Ranking der Europäischen Kommission nur auf Platz 13 Index der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft (DESI), der europäische Indikator, der die digitale Leistungsfähigkeit der EU-Mitgliedstaaten bewertet. Nur 50 % der Deutschen verfügen über grundlegende digitale Fähigkeiten, verglichen mit 80 % der Finnen. Weniger als 40 % der deutschen Haushalte haben einen festen Breitbandanschluss, verglichen mit 70 % der Spanier.

„Deutschland braucht einen volldigitalen Wecker“, räumt der durchgesickerte Digitalplan ein.

Die neue Strategie zielt darauf ab, Deutschland in die DESI Top 10 zu führen. Dabei werden drei strategische Achsen identifiziert: die Bereitstellung von Daten- und Gigabitnetzen, die Einführung sicherer elektronischer Identitäten und einheitliche Standards der Interoperabilität. Das neue Projekt spezifiziert die wichtigsten digitalpolitischen Projekte jedes Ministeriums.

Kritiker halten diese Ziele für unzureichend. Achim Berg, Präsident des Digitalverbandes BitkomKommentarEr behauptet, Platz zehn im DESI-Ranking wäre immer noch nur „Mittelfeldspieler“. Welche Ministerien für das Dateninstitut zuständig sein werden, das die Verfügbarkeit und Standardisierung von Daten fördern soll, steht noch nicht fest.

Das größte Problem ist das Geld. Es wurde kein Budget zur Umsetzung des Plans freigegeben. Die Frage der Finanzierung wird erst bei den Haushaltsverhandlungen in diesem Herbst geklärt. Die Aussichten auf eine großzügige Finanzierung sind gering. Nach der russischen Invasion priorisierte die Regierung höhere Ausgaben für Verteidigung und grüne Energie, nicht digitale Projekte.

„Der aktuelle Stand der Diskussionen wird dem Anspruch des versprochenen digitalen Aufbruchs noch nicht gerecht“, beklagt Berg von Bitikom. Er und andere Wirtschaftsverbände verweisen auf die Notwendigkeit, dass die Regierung zusätzliche Mittel für die Digitalisierung bereitstellt.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Umsetzung der Pläne. Während die Christdemokratin Angela Merkel die Digitalpolitik in ihrem Kanzleramt koordinierte, beschloss die Dreierregierung des Sozialdemokraten Olaf Scholz, die Koordinierungsverantwortung an die Ministerien für Verkehr und Digital zu übergeben. Das Innenministerium ist für die Cybersicherheit zuständig. Das Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz leitet Start-ups, während das Finanzministerium für den Haushalt für digitale Belange zuständig ist.

„Zu viele Köche haben ihren eigenen Brei gekocht“, befürchtet Grünen-Digitalsprecher Konstantin von Notz. Er sagt, das Kanzleramt sollte die Verantwortung übernehmen, um eine effektive Umsetzung sicherzustellen.

Besonders frustrierend ist Deutschlands relativer Rückstand bei der Online-Bereitstellung von Behördendiensten – und bei der elektronischen Identifizierung. Obwohl der Personalausweis des Landes seit mehr als einem Jahrzehnt über eine eID-Funktion verfügt, wird diese Lösung nicht auf allen Ebenen genutzt. Insgesamt liegt das Land im E-Government-Ranking des DESI auf Platz 17 von 27 EU-Mitgliedstaaten. „Auch im Bereich E-Government hinken wir in allen internationalen und europäischen Vergleichen weit hinterher“, sagt von Notz.

Die Verwirrung um die deutsche Digitalpolitik erstreckt sich auch auf die EU-Digitalpolitik. Während Frankreich eine aggressive Agenda für digitale Souveränität vorantrieb, versäumte es Deutschland, starke Positionen einzunehmen, und folgte schließlich dem Beispiel von Paris in Fragen, die von Subventionen für Halbleiter bis hin zur Lokalisierung von Daten reichten.

Der Vorschlag der EU-Kommission, den sexuellen Missbrauch von Kindern durch sogenannte „Chat-Kontrolle“ zu bekämpfen, hat die Bundesregierung gespalten. Die sozialdemokratische Innenministerin Nancy Faeser sprach sich für das Vorgehen aus. Doch die Grünen und das liberal geführte Digitalministerium befürchten eine Aushöhlung des Datenschutzes und die Umgehung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Der European Digital Services Act (DSA), ein wegweisendes Gesetz, das Plattformen strenge neue Verantwortlichkeiten für den Umgang mit illegalen Inhalten auferlegt, muss umgesetzt werden – für die das Verkehrs- und das Digitalministerium die zuständige nationale Behörde, den Koordinator für digitale Dienste, ernennen werden. Eine weitere zentrale digitale Akte, das IT-Recht, wird zwischen den Ministerien für Wirtschaft und Klimaschutz sowie Digital geteilt.

Angesichts der Bilanz der Scholz-Regierung und der Herausforderung der Koordination über viele Ministerien hinweg ist kaum mit großen Fortschritten zu rechnen. Erwarten Sie stattdessen Verwirrung.

Laura Kabelka ist eine in Berlin ansässige Korrespondentin für Euractiv.com, die sich auf digitale Politik spezialisiert hat.

Körbl Schreiber

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