Rund 3.600 Menschen nahmen am Samstag an einem Protest in der nordostdeutschen Stadt Rostock teil, um an den rassistischen Angriff zu erinnern, der vor drei Jahrzehnten dort ausbrach, und sich dagegen zu stellen.
Die Unruhen brachen im August 1992 kurz nach der deutschen Wiedervereinigung aus und sahen, wie Extremisten das zentrale Aufnahmezentrum der Stadt für Asylbewerber angriffen, während die Anwohner zuschauten und jubelten.
Die Extremisten griffen auch ein Wohnheim an, in dem vietnamesische Arbeiter lebten. Rund 150 Menschen schwebten während der mehrtägigen rassistischen Gewalt in Lebensgefahr.
Die Ausschreitungen wurden als der schlimmste rassistische Angriff in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bezeichnet.
Rostock erinnert sich
Die Veranstaltung wurde von einer lokalen Gruppe organisiert, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Erinnerung an den Angriff wach zu halten. Das Motto der Veranstaltung lautete „Erinnerung bedeutet Veränderung“.
Der Vorsitzende des Migrantenrates der Stadt, Seyhmus Atay-Lichterman, sagte der Nachrichtenagentur EPD, die Unruhen seien durch ein Versagen von Politik und Polizei verursacht worden. Er sagte, die Erinnerung an das Pogrom müsse wach gehalten werden.
Imam-Jonas Dogesch, Sprecher der Organisatoren, sagte, Flüchtlinge und Asylbewerber seien immer noch weitgehend von der Gesellschaft ausgeschlossen, strengere Gesetze machten es fast unmöglich, in Deutschland Asyl zu beantragen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war am Donnerstag zu einer Gedenkveranstaltung in Rostock, bei der er die Ereignisse „eine Schande für unser Land“ nannte. Er sagte auch, alle politischen Parteien seien schuld an der Rhetorik, die sie in den 1990er Jahren verwendeten.
Angriff in Leipzig
Hass und Gewalt gegen Flüchtlinge und Asylsuchende in Deutschland sind noch lange nicht vorbei, Neonazis und rechtsextreme politische Parteien genießen vor allem in einigen Teilen des Landes beträchtliche Unterstützung.
Ein Beispiel dafür war am Freitagabend, als ein unbekannter Angreifer in der Oststadt Leipzig Geschosse auf ein Wohnheim für Flüchtlinge warf.
Die Polizei sagte, der Angriff habe nur minimale äußere Schäden am Gebäude verursacht, aber die Tat habe dennoch Anlass zur Sorge gegeben, da Sachsens Innenminister Armin Schuster twitterte, dass „dies ein alarmierendes Zeichen dafür ist, dass solche unmenschlichen kriminellen Handlungen nicht auf die Vergangenheit beschränkt sind“.
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Krawalle in Rostock: Wie der Rechtsextremismus vor 30 Jahren ablief
Samstag, 22. August: Unruhen brechen aus
Menschen versammeln sich vor dem „Sonnenblumenhaus“, dem zentralen Aufnahmezentrum der Stadt für Flüchtlinge und Asylbewerber. Die Szene wird gewalttätig, als etwa 200 der rechtsextremen Menge anfangen, Steine zu werfen. Um 2 Uhr morgens setzte die Polizei Wasserwerfer ein und brachte die Situation einige Stunden später vorübergehend unter Kontrolle.
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Krawalle in Rostock: Wie der Rechtsextremismus vor 30 Jahren ablief
Sonntag, 23. August: Die Randalierer kehren zurück
Aus ganz Deutschland reisen Rechtsextreme und Neonazis an, um sich den Randalierern anzuschließen. Das Aufnahmezentrum für Asylbewerber und das Wohnhaus werden tagsüber angegriffen. Um 20 Uhr versammelten sich etwa 500 Randalierer, die von weiteren 3.000 Passanten angefeuert wurden.
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Krawalle in Rostock: Wie der Rechtsextremismus vor 30 Jahren ablief
„Fremde raus!“ »
Die Menge ruft „Deutschland den Deutschen“ und „Ausländer raus!“ während Randalierer das Gebäude weiterhin mit Steinen und Molotow-Cocktails bewerfen. Auch die Polizei vor Ort wird angegriffen. Die nationale Grenzschutzpolizei und die Sicherheitskräfte der Nachbarstadt Hamburg helfen, die Lage unter Kontrolle zu bringen.
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Krawalle in Rostock: Wie der Rechtsextremismus vor 30 Jahren ablief
Montag, 24.8
Die Behörden räumen das Asylzentrum, aber viele seiner vietnamesischen Bewohner, die von der ehemaligen DDR als Vertragsarbeiter eingestellt wurden, bleiben zurück. Am Abend kommt es auf den Straßen zu Zusammenstößen zwischen Neonazis und anderen Randalierern mit der Polizei. Tausende Menschen skandieren rechte Parolen. Polizisten werden verletzt.
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Krawalle in Rostock: Wie der Rechtsextremismus vor 30 Jahren ablief
In Flammen
Vietnamesische Bewohner werden im Sunflower House schutzlos zurückgelassen. Das Gebäude geht in Flammen auf, nachdem Randalierer Molotow-Cocktails geworfen haben. Etwa 120 Menschen, darunter auch Kinder, sind darin eingeschlossen.
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Krawalle in Rostock: Wie der Rechtsextremismus vor 30 Jahren ablief
Extremisten blockieren Feuerwehrleute
Weitere Brandbomben werden auf das Gebäude geworfen, während die Feuerwehr Polizeischutz fordert. Die Eingeschlossenen schaffen es, auf das Dach zu klettern und durch ein anderes Gebäude zu entkommen. Die Polizei trifft ein und schlägt die Randalierer zurück. Vietnamesische Bewohner werden in Notunterkünfte gebracht.
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Krawalle in Rostock: Wie der Rechtsextremismus vor 30 Jahren ablief
Dienstag, 25. August: Die Polizei verstärkt ihre Reaktion
Anders als in den Tagen zuvor greift die Polizei zu drastischeren Maßnahmen. Sie reagieren auf die anhaltenden Unruhen mit Wasserwerfern und Tränengas. Die Lage ist am Mittwochmorgen gegen 2 Uhr endlich unter Kontrolle.
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Krawalle in Rostock: Wie der Rechtsextremismus vor 30 Jahren ablief
Mittwoch, 26. August: Die Unruhen sind vorbei
Die verbliebenen Asylsuchenden verlassen das Sunflower House nach den Ausschreitungen unter Polizeischutz.
ab/fb (dpa, EPD)