Die Bundesregierung will lokale Tech-Start-ups mit 1,75 Milliarden Euro unterstützen, doch Experten betonen, dass die geplante Förderung vor diesem Hintergrund nur ein Tropfen auf den heißen Stein wäre In diesem Bereich hinkt Deutschland im internationalen Vergleich weit hinterher.
Die Mittel richten sich an Start-ups in den Bereichen Künstliche Intelligenz sowie Klima-, Quanten- und Biotechnologie, um deutsche Hightech-Unternehmen zu stärken.
„Mit der Förderung aus dem Zukunftsfonds wollen wir jungen deutschen Unternehmen dabei helfen, auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig zu werden“, erklärte Robert Habeck, Minister für Wirtschaft und Klimaschutz. Der Zukunftsfonds wurde 2021 gegründet, um die Finanzierung über einen speziellen Fonds des European Recovery Programme (ERP) bereitzustellen.
„Zu den 1,75 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln, die wir investieren, kommen mindestens ebenso viele private Mittel hinzu“, fügte Habeck hinzu. Die öffentlichen und privaten Mittel belaufen sich somit auf rund 3,5 Milliarden Euro.
Um zusätzliche Investitionen anzulocken, will die Regierung außerdem die Bürokratie weiter abbauen, Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen und Maßnahmen ergreifen, um für Fachkräfte attraktiver zu werden.
„Wir können mehr Kapital aufnehmen, wenn wir als Wirtschaftsstandort insgesamt attraktiver werden“, sagte Florian Toncar, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, in einer Pressemitteilung.
Deutschland liegt derzeit bei der Finanzierung von Start-ups weit hinter anderen EU-Ländern zurück, weshalb Bankenverbände mehr Fördermittel fordern.
„Trotz dieser positiven Maßnahmen bleibt Deutschland bei der Gründungsförderung schwächer als vergleichbare europäische Standorte“, sagte Christoph Stresing, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutsche Start-up, in einer Pressemitteilung.
Finanzierungsproblem in Deutschland
Deutschland hinkt insbesondere bei der Verfügbarkeit von Risikokapital hinterher. Statistiken des Start-up-Verbandes zeigen, dass Frankreich im vergangenen Jahr insgesamt 107 Euro pro Kopf in Start-ups investiert hat. In Deutschland lag dieser Betrag nur bei rund 85 Euro pro Kopf.
Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Fördermittel für Startups sowohl in Deutschland als auch in Frankreich zurück. Im Jahr 2022 betrug die Förderung pro Kopf in Deutschland 135 Euro und in Frankreich 223 Euro.
„Das Geld ist größtenteils vorhanden, muss aber auch zukunftsorientiert investiert werden. Dazu müssen wir mehr Kapital von institutionellen Investoren aufnehmen. Andernfalls verlieren wir mittelfristig unsere Relevanz als Innovationszentrum“, warnt Stresing.
Im Gegensatz dazu spielen Großbritannien und die USA laut dem Startup-Verband in einer völlig anderen Liga. Im Jahr 2022 investierte das Vereinigte Königreich 438 Euro pro Kopf in Start-ups und die Vereinigten Staaten 691 Euro pro Kopf.
„Im Vergleich zu führenden Start-up-Regionen der Welt wie den USA und China haben wir noch einen langen Weg vor uns“, sagt Jan-Paul Lüdtke, Mitbegründer von smart Impact LLC und Leiter Commerce Electronics an der Fachhochschule . von Wedel.
Lüdtke wünscht sich, dass bei staatlichen Maßnahmen noch mehr Wert auf einen effizienten privaten Kapitalmarkt in der EU für Risikokapital und den öffentlichen Sektor als „erster Kunde“ innovativer und vielversprechender Technologie-Start-ups gelegt wird.
Experten halten die Möglichkeiten zusätzlicher staatlicher Fördermittel für eher begrenzt, obwohl die neuen Kapitalmaßnahmen selbst zu begrüßen sind.
„Gleichzeitig bin ich sehr skeptisch, ob nationale oder europäische Fonds die richtige und wichtigste Antwort auf die fehlende Liquidität für private Investitionen in Start-ups in Europa sind“, sagt Lüdtke sagte EURACTIV.
Investitionen im Detail
Mit 1,6 Milliarden Euro kommt der größte Teil der Förderung aus dem Zukunftsfonds, der über ein Gesamtbudget von 10 Milliarden Euro verfügt und darauf abzielt, die Finanzierungsbedingungen für Technologie-Start-ups, insbesondere in ihrer Wachstumsphase, zu verbessern.
Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) müssen rund 850 Millionen Euro direkt in junge Technologie-Start-ups investiert werden, damit diese „auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig sein können“.
Die Mittel stammen aus dem Fondsinvestitionsprogramm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und privaten Risikokapitalfonds.
„Der Fokus mit einem Investitionsvolumen von 850 Millionen Euro auf KI sowie Klima-, Quanten- und Biotechnologie ist konsequent und erkennt das große Forschungspotenzial Deutschlands an. Dort wird Kapital dringend benötigt“, erklärte Stresing.
Weitere 500 Millionen Euro sind als deutscher Beitrag zur Unterstützung der europäischen Tech-Champions vorgesehen. Ziel ist es, die Abwanderung erfolgreicher deutscher und europäischer Start-ups in außereuropäische Märkte zu verhindern.
[Edited by Oliver Noyan/Zoran Radosavljevic]
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