Deutschland genießt in Indien eher einen Ruf als Wirtschaftsakteur denn als bedeutendes Gewicht in der Welt- oder gar Regionalpolitik. Bei ihrem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz bestätigte die indische Präsidentin Draupudi Murmu diesen Eindruck, indem sie zunächst die Rolle Deutschlands als größter Handelspartner Indiens in Europa und als einer seiner Hauptinvestoren betonte. Sie nannte auch Deutschland Indiens zweitgrößten Partner der Entwicklungszusammenarbeit.
Deutschland genießt in Indien eher einen Ruf als Wirtschaftsakteur denn als bedeutendes Gewicht in der Welt- oder gar Regionalpolitik. Bei ihrem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz bestätigte die indische Präsidentin Draupudi Murmu diesen Eindruck, indem sie zunächst die Rolle Deutschlands als größter Handelspartner Indiens in Europa und als einer seiner Hauptinvestoren betonte. Sie nannte auch Deutschland Indiens zweitgrößten Partner der Entwicklungszusammenarbeit.
Präsident Murmu verwies dann auf die Bedeutung Deutschlands für Indien als Ziel für indische Studenten und Forscher, insbesondere in Wissenschaft und Technologie – eine Rolle, die Deutschland seit mehr als einem Jahrzehnt spielt. In diesem Zusammenhang sei auch daran erinnert, dass Deutschland 1959 Partnerland beim Bau des IIT Madras war und sowohl finanzielle als auch technische Hilfe leistete.
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Präsident Murmu verwies dann auf die Bedeutung Deutschlands für Indien als Ziel für indische Studenten und Forscher, insbesondere in Wissenschaft und Technologie – eine Rolle, die Deutschland seit mehr als einem Jahrzehnt spielt. In diesem Zusammenhang sei auch daran erinnert, dass Deutschland 1959 Partnerland beim Bau des IIT Madras war und sowohl finanzielle als auch technische Hilfe leistete.
Die indische Präsidentin verwies auch auf eine der längsten historischen Verbindungen Deutschlands zu Indien – die der deutschen Indologie – ohne die Tatsache zu erwähnen, dass viele der frühen Indologen für christliche Missionsarbeit nach Indien gelandet waren.
Abschließend sprach Präsident Murmu über den politischen Kitt der gegenwärtigen bilateralen Beziehungen zwischen Indien und Deutschland, nämlich ihre gemeinsamen demokratischen Werte, ihr Engagement für eine regelbasierte internationale Ordnung und Multilateralismus sowie den Wunsch, multilaterale Institutionen zu reformieren. Indien und Deutschland haben sich zusammen mit Brasilien und Japan zuvor gemeinsam für ständige Sitze im UN-Sicherheitsrat eingesetzt, in einem gescheiterten Versuch, dieses Gremium zu reformieren, um die wirtschaftlichen und politischen Realitäten der Welt nach dem Kalten Krieg widerzuspiegeln.
Der indische Premierminister Narendra Modi unterstrich bei seinem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin die Beziehungen Indiens zu Deutschland in umgekehrter Reihenfolge wie Präsident Murmu. Dennoch lag der Fokus klar auf der wirtschaftlichen Seite, mit Hinweisen auf die Handelsdelegation, die Scholz begleitete, und die Aktionen „Make in India“ und „Aatmanirbhar Bharat“.
Interessanter und vielleicht noch wichtiger war die Erwähnung der strategischen politischen und internationalen Komponenten ihrer Verbindungen.
Der Ministerpräsident verwies ausdrücklich auf die dreiseitige Entwicklungszusammenarbeit, die darauf abzielt, die Entwicklung in Ländern der Dritten Welt zu unterstützen. Angesichts des Mangels an technischen, wirtschaftlichen und diplomatischen Fähigkeiten Indiens ist es für Neu-Delhi sinnvoll, mit bedeutenden Partnern zusammenzuarbeiten – wie es es mit Japan getan hat – für internationale Entwicklungsprojekte. Deutschland und Indien haben derzeit vier Projekte, die seit Mai 2022 in Kamerun, Malawi und Ghana in Afrika sowie Peru in Lateinamerika laufen.
In jedem Fall sind es die schwierigen Sicherheitsfragen, die gelöst werden müssen, wenn die indisch-deutschen Beziehungen eine langfristige Wirkung haben sollen. Die russische Invasion in der Ukraine ist ein gemeinsames Anliegen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Premierminister Modi versuchte jedoch, die Bedeutung dieses Themas für Deutschland anzuerkennen, indem er in seinen Begrüßungsworten für Scholz direkt darauf hinwies.
Aber es gibt noch ein anderes Thema, über das beide Länder sprechen und auf einer Wellenlänge sein müssen: China. Zwischen den außenpolitischen Institutionen der beiden Länder wird zu diesem Thema bereits ein reger Austausch geführt. Deutschland wurde jedoch durch Meinungsverschiedenheiten und Meinungsverschiedenheiten innerhalb seiner Regierung gelähmt.
Scholz war der erste deutsche Staatschef, der China nach dem 20. Kongress der Kommunistischen Partei (KPCh) Ende letzten Jahres besuchte. Er tat dies mit einer großen Geschäftsdelegation und schien zum Zeitpunkt des Besuchs fast zu erpicht darauf, den Generalsekretär der KPCh und den chinesischen Präsidenten Xi Jinping in einer Zeit zu erreichen, in der die Beziehungen zwischen den USA und China und Indochina angespannt sind am niedrigsten. angeben.
Neben der russischen Invasion in der Ukraine waren die Prioritäten von Scholz zweifellos wirtschaftliche. Peking hat sich jedoch bisher entschieden, sich in jeder Hinsicht auf die Seite Moskaus zu stellen und damit indirekt die russische Herausforderung der europäischen Sicherheit und Ordnung zu unterstützen.
Wenn der deutsche Bundeskanzler glaubt, die Chinesen überzeugen zu können, missversteht er Chinas Absichten und die Natur seines politischen Systems. Für Indien erschwert dieser deutsche Ansatz die Sache. Neu-Delhi kann es sich bei seinen Partnern nicht länger leisten, halbe Sachen zu machen oder angesichts chinesischer Provokationen neutral zu bleiben.
Während die Europäer auf Indiens Widerwillen hinweisen könnten, sich gegen die Russen auf ihre Seite zu stellen, sind die beiden Probleme nicht dasselbe. Europa und insbesondere Deutschland engagierten sich bis zum Einmarsch in die Ukraine intensiv mit Russland. Der jetzige Rückzug kostet die Europäer deutlich weniger als das, was Indien zahlen müsste, um sich von Russland abzukoppeln.
Der europäische, einschließlich des deutschen, Rückzugs ist weitgehend wirtschaftlicher Natur, angesichts des amerikanischen Sicherheitsschirms, den sie unter der NATO genießen. Indien hat keinen solchen Luxus und ist im Gegensatz zu den Europäern an Teilen der umstrittenen Grenze mit den Chinesen in ständige physische Auseinandersetzungen verwickelt.
So wichtig die Wirtschaftsbeziehungen auch sind, Neu-Delhi wird daher zunehmend darauf angewiesen sein, dass seine Partner sich zu gemeinsamen Werten und dem Bekenntnis zum Völkerrecht äußern, indem sie stärkere Positionen zu chinesischen Provokationen und anderen für Indien besorgniserregenden Themen einnehmen.
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