Die Vorsitzende des Europawahlkampfs 2019 der Europäischen Volkspartei, Dara Murphy, wird am Dienstag (25. April) im Rahmen einer laufenden Untersuchung der Korruptionsvorwürfe in Brüssel vor deutschen Behörden angehört, teilte eine bekannte Quelle gegenüber EURACTIV mit in Berlin.
Insgesamt werden deutsche Beamte in Zusammenarbeit mit den belgischen Behörden acht Personen befragen – derzeitige und ehemalige Mitglieder der EVP, Europas ältester und größter politischer Partei.
Der Fall wurde öffentlich, nachdem deutsche und belgische Polizisten Anfang dieses Monats die EVP-Zentrale durchsuchten.
Im Rampenlicht der Christdemokrat (CDU) Mario Voigt, der digitale Wahlkampfmanager des EVP-Vorsitzenden Manfred Weber während des Europawahlkampfs 2019. Weber ist derzeit EVP-Präsident und auch Vorsitzender der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament.
Im Mittelpunkt der Ermittlungen stand laut deutschen Medien das Verfahren zur Auftragsvergabe für die Digitalkampagne an Unternehmen in Thüringen.
Mario Voigt hat stets jegliches Fehlverhalten bestritten. EURACTIV hat erfahren, dass Voigt für den Job von Udo Zolleis, dem derzeitigen Leiter der strategischen Einheit der EVP-Fraktion und Webers rechter Hand, empfohlen wurde, der zuvor in dieser Angelegenheit vor Behörden ausgesagt hat.
Nach Informationen von EURACTIV prüften die Behörden, wie Voigt in die EVP eingestellt wurde, ob die Aufträge rechtmäßig vergeben wurden und ob die Unternehmen, die zur Umsetzung der Digitalaktivitäten der Mitte-Rechts-Partei ausgelagert wurden, „direkte oder indirekte Interessen mit Voigt“ hatten.
Dara Murphy, die damalige Kampagnenmanagerin, habe das Outsourcing von Verträgen „bis zu einem bestimmten Betrag“ hauptsächlich politisch gebilligt, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle gegenüber EURACTIV.
Die Quelle fügte hinzu, dass zur Umsetzung dieser politischen Entscheidungen alle Formalitäten vom damaligen stellvertretenden Generalsekretär Luc Vandeputte erledigt werden mussten, der in den Ermittlungen bisher nicht öffentlich erwähnt wurde.
In diesem Zusammenhang spielte Voigt eine entscheidende Rolle, da er für die Erstellung von Expertenvorschlägen verantwortlich war.
Mehrere EVP-Quellen bestätigten gegenüber EURACTIV, dass Weber „administrativ“ nicht beteiligt war, obwohl die Polizeirazzia dem EVP-Chef innerhalb seiner Partei Kopfschmerzen bereitete.
Das erste Anzeichen von Unruhe innerhalb der EVP nach der Razzia war die Absage des Treffens ihrer Fraktion, das eine Woche später in Warschau geplant war.
(Sarantis Michalopoulos | EURACTIV.com; Bearbeitung von Zoran Radosavljevic)
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