BERLIN (AP) – Ein deutsch-israelischer Sänger, der sagte, er sei aus einem Hotel im ostdeutschen Leipzig abgewiesen worden, weil er einen Davidstern-Anhänger trug, gab am Dienstag während einer Verleumdungsklage gegen ihn zu, dass er die Geschichte erfunden hatte.
Die Anklage gegen Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Anschuldigung vor dem Landgericht Leipzig wurde später nach seinem überraschenden Geständnis fallen gelassen, berichtete die dpa.
Der 41-jährige Ofarim muss eine Geldstrafe von 10.000 Euro zahlen und entschuldigte sich beim Hotelmanager, einem Nebenkläger in dem Fall.
„Die Vorwürfe sind wahr“, sagte Ofarim am sechsten Verhandlungstag, berichtete die dpa.
„Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen“, sagte er zum Hotelmanager. „Es tut mir Leid.“
Der Hotelmanager habe die Entschuldigung angenommen, berichtete die dpa.
Ob er erklärt hat, warum er diesen Vorwurf erfunden hat, geht aus dem dpa-Bericht nicht hervor.
Ofarim warf dem Leipziger Hotel im Oktober 2021 in einem Video, das in den sozialen Medien schnell viral ging, Antisemitismus vor.
Anschließend teilte der in Deutschland lebende Sänger das Video auf Instagram, das ihn vor dem Westin-Hotel in Leipzig zeigt und behauptet, ein Hotelangestellter habe ihn gebeten, seine Halskette wegzulegen, damit er im Hotel einchecken könne.
Doch nach eingehender Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft Leipzig wurde gegen Ofarim selbst Anklage wegen übler Nachrede erhoben und eine erste Anzeige gegen den Hotelangestellten eingestellt.
Am Dienstag sagte Ofarim vor Gericht, er habe das Video mit den Vorwürfen gelöscht.
Ofarim ist der Sohn des israelischen Sängers Abi Ofarim, der in den 1950er und 1960er Jahren mit seiner ersten Frau Esther auftrat. Das Paar war international für seine Aufführungen von Volksliedern und Liedchen bekannt.
Deutschlands größte jüdische Gruppe, die den Sänger zunächst unterstützte, verurteilte ihn nach seinem überraschenden Geständnis scharf.
„Zwei Jahre lang warf Gil Ofarim den Mitarbeitern eines Hotels in Leipzig Antisemitismus vor. Mittlerweile hat er zugegeben, gelogen zu haben. Damit hat Gil Ofarim allen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt“, schreibt der Zentralrat der Juden in Deutschland in einer Stellungnahme.
„Bei einem Vorwurf des Antisemitismus ist es richtig, an der Seite der betroffenen Person zu stehen, sie zu unterstützen und ihre Erfahrungen mit Antisemitismus gar nicht erst in Frage zu stellen“, sagte die Gruppe. „Umgekehrt darf ein solcher Vorwurf niemals ohne triftigen Grund erhoben werden. Und leider ist es hier passiert.
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