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OMT für Muslime und Türken im Vergleich zu OMT für andere Gruppen und Modellvorhersagen. Daten: NaDiRa-Startstudie. Kredit: Zeitschrift für ethnische und Migrationsstudien (2023). DOI: 10.1080/1369183X.2023.2263830
Oft entwickelt die herrschende Gesellschaft eine negative Einstellung gegenüber Einwanderern und ihren Nachkommen, weil ihre Integration zu erfolgreich ist – und nicht, weil sie sich nicht integrieren wollen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von Forschern der Universität Mannheim und der Humboldt-Universität zu Berlin.
In den letzten Jahrzehnten waren Nachkommen von Einwanderern in vielen westeuropäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, zunehmend erfolgreich. Dies geht aus zahlreichen nationalen und internationalen Vergleichsstudien hervor. Doch die allgemeine Akzeptanz und Anerkennung hat nicht Schritt gehalten.
Was sind die Gründe? Dieser Frage gingen Professor Dr. Frank Kalter, Soziologe aus Mannheim, und Professorin Dr. Naika Foroutan von der Humboldt-Universität zu Berlin nach. Das Ergebnis ihrer experimentellen Studie: Eine mögliche Erklärung für die negative Einstellung gegenüber erfolgreichen Einwanderern könnte die Angst der herrschenden Gesellschaft vor Einwanderern sein, die einflussreiche, wertebasierte Berufe besetzen. Dies gilt beispielsweise für Einwanderer, die in der Kommunalpolitik oder im Justizwesen tätig sind.
„Bei der Integration von Einwanderern haben wir große Erfolge erzielt. Auf dem Arbeitsmarkt oder im Bildungsbereich beispielsweise gelingt die Integration und im Vergleich zu den oft schwierigen Startbedingungen auch recht schnell“, sagt Kalter .
„Dennoch wird Integration im Allgemeinen nicht so wahrgenommen. Die öffentliche Meinung schürt den Mythos einer gescheiterten Integration, der die Fakten völlig ignoriert. Diese Diskrepanz hat uns dazu veranlasst, die Mechanismen genauer zu betrachten“, so Kalter weiter.
Die Forscher analysierten zwölf verschiedene Berufe und sieben Einwanderergruppen. Sie unterschieden zwischen realen und symbolischen Bedrohungen. Eine echte Bedrohung bedeutet, dass in den Augen der Mehrheitsgesellschaft die Befriedigung materieller Bedürfnisse wie Nahrung oder Unterkunft durch den Aufstieg von Minderheitengruppen gefährdet wird. Symbolische Bedrohungen beziehen sich auf Werte und kulturelle Normen einer Gesellschaft, etwa allgemeine Verhaltensregeln, die Einwanderer angeblich – wie manche befürchten – untergraben.
Studienergebnis: Vor allem türkischstämmige Muslime und syrische Flüchtlinge sind in Deutschland unabhängig von ihrem Erfolg mit größerer gesellschaftlicher Ablehnung konfrontiert. Darüber hinaus spielen symbolische Bedrohungen in Deutschland eine wichtigere Rolle als reale Bedrohungen. Dies bedeutet, dass die Besetzung von Positionen, die die gesellschaftlichen Normen und Regeln der herrschenden Gesellschaft prägen, durch Einwandererminderheiten als Bedrohung wahrgenommen werden kann, auch wenn dadurch die eigene materielle Situation nicht unmittelbar gefährdet wird.
Die Studie zeigt auch, dass symbolische Bedrohungen zunehmen, insbesondere wenn muslimische Einwanderer solche Jobs annehmen.
Die StudieDas auf Daten der Nationalen Beobachtungsstelle für Diskriminierung und Rassismus (NaDiRa) des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Institut DeZIM) basiert, wurde kürzlich im veröffentlicht Zeitschrift für ethnische und Migrationsstudien.
Mehr Informationen:
Frank Kalter et al., Bedrohung durch Mobilität außerhalb der Gruppe: Inwieweit ist intergenerationelle Integration erwünscht? Zeitschrift für ethnische und Migrationsstudien (2023). DOI: 10.1080/1369183X.2023.2263830
Bereitgestellt von der Universität Mannheim
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