Die Wirtschaftsaktivität in der Eurozone hat den stärksten Anstieg seit einem Jahr erlebt: Gibt es eine Erholung?

Die Aktivität des privaten Sektors in der Eurozone wuchs im Mai so schnell wie seit einem Jahr nicht mehr. Der Dienstleistungs- und Fertigungssektor in Deutschland übertraf die Erwartungen, während sich der Dienstleistungssektor in Frankreich verlangsamte.

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Die Aktivitäten des Privatsektors in der Eurozone verzeichneten im Mai ein vielversprechendes Wachstum, das auf eine starke Expansion im Dienstleistungssektor und einen geringeren Rückgang im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen war.

Der Dienstleistungssektor wuchs in diesem Monat weiter, wobei die neueste HCOB Flash Services PMI-Umfrage, zusammengestellt von S&P Global, bei 53,3 lag. Dieser Wert liegt über der kritischen Schwelle von 50, die Expansion von Kontraktion trennt. Er entspricht den 53,3 des Vormonats, liegt aber etwas unter den erwarteten 53,5.

Im verarbeitenden Gewerbe ließ der Rückgang nach, der Flash-PMI stieg von zuvor 45,7 auf 47,4 und übertraf damit deutlich die Prognose von 46,2.

Der HCOB Flash Composite PMI der Eurozone – ein wichtiger Indikator für die allgemeine Gesundheit der Wirtschaft – stieg im Mai von 51,7 im April auf 52,3 und übertraf damit die erwarteten 52 und markierte das Tempo der höchsten Expansion seit einem Jahr.

Allerdings zeigten sich erhebliche Unterschiede zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Eurozone. In Deutschland übertraf die Geschäftstätigkeit sowohl im Dienstleistungssektor als auch im verarbeitenden Gewerbe die Erwartungen. Im Gegensatz dazu kam es in Frankreich zu einer Verlangsamung im Dienstleistungssektor, was den breiteren zusammengesetzten PMI erneut in den Rückgangsbereich drückte.

Die Aktivität des deutschen Privatsektors signalisiert eine starke Erholung

Der zusammengesetzte PMI stieg im Mai von 50,6 auf 52,2 und lag über den prognostizierten 51, was den höchsten Wert seit einem Jahr darstellt und auf eine moderate Ausweitung der Aktivitäten im Privatsektor hindeutet.

Der PMI für den Dienstleistungssektor stieg von 53,2 auf 53,9, übertraf damit die erwarteten 53,5 und signalisierte das schnellste Wachstum seit Juni 2023. Der PMI für das verarbeitende Gewerbe stieg im April von 42,5 auf 45,4 und übertraf damit die Prognosen von 43,1.

„Diese Zahlen geben Hoffnung. Der Produktionsindex für das verarbeitende Gewerbe erreichte im Mai den höchsten Stand seit 13 Monaten, während sich die Erholung im Dienstleistungssektor beschleunigte. Infolgedessen signalisiert der zusammengesetzte PMI nun ein solides Wachstum“, kommentierte Dr. Cyrus de la Rubia. Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank.

Dr. de la Rubia glaubt, dass dies angesichts steigender Exportaufträge eine Trendwende für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland bedeuten könnte. Er stellte fest: „Wer eine anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft vorhersagt, könnte sich bald irren.“

Er wies auch darauf hin, dass eine verbesserte Produktion und neue Geschäfte, einschließlich der gestiegenen Auslandsnachfrage und des Tourismus, zu den positiven Aussichten beitrugen. Darüber hinaus stellte er fest, dass die Unternehmen hinsichtlich der künftigen Aktivitäten optimistischer seien, was sich in einem viel schnelleren Einstellungstempo bemerke.

Der Dienstleistungssektor in Frankreich verlangsamt sich

Der zusammengesetzte PMI von HCOB Flash France fiel im Mai von 50,5 im April auf 49,1 und markierte damit seinen ersten Rückgang im Jahr 2024 und bewegte sich vom Expansionsbereich in den Kontraktionsbereich.

Dieser Rückgang war hauptsächlich auf eine weitere Verlangsamung der Dienstleistungsaktivität zurückzuführen, die im zusammengesetzten PMI das größte Gewicht hat, was dazu führte, dass der Index unter die kritische Schwelle von 50,0 fiel.

Die Exportaufträge gingen weiterhin zurück, was darauf hindeutet, dass die Verbesserung der Verkaufsbedingungen in erster Linie vom Inlandsmarkt getragen wurde.

„Das globale Umfeld hat erhebliche Auswirkungen auf die französische Wirtschaft“, kommentierte Norman Liebke, Ökonom der Hamburg Commercial Bank.

Liebke sagte, die Inputpreise blieben aufgrund steigender Löhne und steigender Energiekosten hoch, wobei die anhaltende Krise im Nahen Osten zu diesen Herausforderungen beitrage.

Dennoch, so Liebke, gebe es trotz der allgemeinen Abschwächung einige positive Anzeichen. Er erklärte, dass, obwohl der HCOB-Einkaufsmanagerindex für die Verbundproduktion im Mai unter 50 fiel, es keinen Grund zu größerer Sorge gebe. Die Nachfrage stieg zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr und die Beschäftigung wächst weiterhin kräftig.

Die Dienstleistungsaktivität ging zwar zurück, allerdings nur geringfügig und deutlich langsamer als in den Vormonaten. Darüber hinaus erholt sich das französische verarbeitende Gewerbe allmählich.

Europäische Aktien und der Euro reagieren positiv

Die Marktreaktionen nach der Flash-Veröffentlichung des PMI im Mai waren für alle Finanzanlagen in der Eurozone im Allgemeinen positiv.

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Der Euro legte gegenüber dem US-Dollar zu, wobei das EUR/USD-Paar um 10:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit 1,0840 erreichte.

Auch die Aktien stiegen: Der Euro Stoxx 50-Index stieg um 0,4 %, unterstützt durch positive Signale aus den USA, nachdem Nvidia die Gewinn- und Umsatzprognosen für das erste Quartal übertroffen hatte.

Unter den 50 größten europäischen Aktien legte der niederländische Chiphersteller ASML Holding mit einem Plus von mehr als 3,5 % am meisten zu, gefolgt von Schneider Electric mit 1,9 % und SAP mit 1,3 %.

Der Euro Stoxx 600 stieg leicht um 0,2 %.

Willi Langer

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