Jedes fünfzehnte europäische Unternehmen steht unter Restrukturierungsdruck, allen voran Deutschland, Österreich und die nordischen Länder.

Laut einem Bericht der Boston Consulting Group steht eines von 15 europäischen Unternehmen in diesem Jahr unter erheblichem Umstrukturierungsdruck, nachdem es von höheren Finanzierungskosten und einer schwächeren Verbrauchernachfrage betroffen war, wobei Deutschland, Österreich und die nordischen Länder besonders auf die Probe gestellt wurden.

Etwa ein Drittel der Unternehmen in Deutschland und Österreich seien außerdem mit dem konfrontiert, was BCG als „Transformationsdruck“ bezeichnet, oder mit ersten Anzeichen einer nachlassenden Leistungsfähigkeit und finanziellen Stabilität, die einer Verbesserung bedürfen, sagte das Unternehmen am Montag in einer Präsentation. Im Vergleich dazu sind es in ganz Europa rund 21 %, was einem Anstieg gegenüber 14 % im Jahr 2023 entspricht.

Das Unternehmen hat Finanzinformationen von mehr als 2.000 börsennotierten Unternehmen in Europa zusammengestellt und sich auf Aussagen und Interviews dieser Unternehmen gestützt.

Der Druck in Österreich und Deutschland liege zum Teil an der „Struktur der Branchen“, sagte Jochen Schönfelder, Seniorpartner bei BCG in Köln. „Ein Grund ist das starke Engagement in China und Russland, der zweite das starke Engagement in energieintensiven Industrien. Er wies auch darauf hin, dass beide Länder von der „Konsumkrise“ besonders betroffen seien und die Nachfrage nach Mode und anderen Artikeln zurückgegangen sei.

Immobilien, Telekommunikation, Medien und Technologie sowie Einzelhandel waren die drei am stärksten betroffenen Sektoren in Europa. Laut BCG zeigen rund 68 % der Immobilienunternehmen diese ersten Anzeichen von Stress, verglichen mit rund 26 % im Jahr 2023.

Daten zeigen, dass der Kontinent immer noch mit den Folgen der rasch steigenden Zentralbankzinsen sowie der steigenden Rohstoff- und Energiepreise nach der Invasion der Ukraine in Russland zu kämpfen hat. Obwohl es Anzeichen dafür gibt wirtschaftliche Erholung In Europa werden die Finanzierungskosten voraussichtlich hoch bleiben, da die Märkte in diesem Jahr nur zwei Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank einkalkulieren.

Höhere Raten

Dem Bericht zufolge waren steigende Zinsen ein Schlüsselfaktor für die Schwäche kapitalintensiverer Sektoren wie Telekommunikation und verarbeitendes Gewerbe. Darüber hinaus sind Industrieunternehmen in ganz Europa einer ständigen Konkurrenz durch Länder wie China ausgesetzt und müssen in ihre Unternehmen investieren, um sich an Vorschriften wie den EU Green Deal anzupassen.

Laut BCG ist der Einzelhandelssektor auch einer erhöhten Risikoempfindlichkeit gegenüber Banken ausgesetzt, da für die Entwicklung von Gewerbeimmobilien nur begrenzt Fremd- und Eigenkapital zur Verfügung steht. Dies geht mit Gegenwinden wie steigenden Arbeitskosten und Unterbrechungen der Lieferkette einher.

Doch trotz dieses Drucks seien die Umschuldungsprozesse geringer ausgefallen als erwartet, so Schönfelder. Dies liegt zum Teil daran, dass Kreditgeber bereit waren, Modifikations- und Verlängerungstransaktionen einzugehen, die die Laufzeit der Schulden verlängern und einige ihrer Bedingungen ändern.

„In vielen Refinanzierungssituationen versuchen Unternehmen und Gläubiger einfach, das Problem später loszuwerden“, sagte Schönfelder und fügte hinzu, dass das Problem auch bei Erreichen der neuen Frist noch gelöst werden müsse.

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Willi Langer

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