BRÜSSEL (AP) – Viertägige Wahlen haben stattgefunden erschütterte die Grundfesten der Europäischen Union, wobei die extreme Rechte die herrschenden Parteien in Frankreich und Deutschland, die traditionellen treibenden Kräfte des Blocks, in den Vordergrund stellt. In den nächsten fünf Jahren wird es für das Europäische Parlament schwieriger, Entscheidungen zu treffen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron rief an vorgezogene nationale Wahlen nachdem die Rassemblement Nationale von Marine Le Pen ihre proeuropäischen Mitte-Anhänger in den Umfragen demütigte. Die Sozialdemokraten von Bundeskanzler Olaf Scholz gelitten während die rechtsextreme Alternative für Deutschland Skandale ignorierte, um massive Gewinne zu erzielen.
In Italien ist die Partei von Premierministerin Giorgia Melonidie neofaschistische Wurzeln hat, gewann mehr als 28 % der nationalen Stimmen für die Europäische Versammlung, was sie zu einem Schlüsselakteur bei der Bildung künftiger Allianzen machen würde.
Grüne und liberale wirtschaftsfreundliche Gruppen erlitten in ganz Europa schwere Niederlagen, aber die dominierenden Gruppierungen hielten stand, wobei die Mitte-Rechts-Europäische Volkspartei der größte Block in der 27-köpfigen EU blieb.
POLITISCHES ERDBEBEN IN FRANKREICH
Die französischen Wähler werden nur drei Wochen nach der Auflösung des Parlaments durch Macron und der Ausrufung vorgezogener Nationalwahlen wieder an die Wahlurnen gehen. Le Pens nationalistische, einwanderungsfeindliche Partei erhielt etwa 31–32 % der Stimmen. Obwohl mit einem Sieg der Nationalen Rallye gerechnet wurde, war das Ausmaß des Sieges eine Überraschung: Der Anteil von Macrons Renaissance-Partei, der voraussichtlich etwa 15 % erreichen würde, wurde mehr als verdoppelt. Bis Mitte Juli dürfte klar sein, ob ein geschwächter Macron gezwungen sein wird, mit einer rechtsextremen Regierung in einem unangenehmen „Zusammenleben“ zusammenzuarbeiten.
Skandale schaden der harten Rechten in Deutschland nicht
Scholz‘ regierende Sozialdemokraten verzeichneten bei einer bundesweiten Abstimmung mit 13,9 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg. Alternative für Deutschland belegte mit rund 15,9 % den zweiten Platz. Die rechtsextreme Partei hat zuletzt eine Reihe von Rückschlägen erlitten, einschließlich Skandalen umgibt seine beiden Hauptkandidaten bei den Europawahlen. Doch die Wähler scheinen sie ignoriert zu haben. Das Ergebnis ist besser als die 11 %, die die AfD im Jahr 2019 erreichte, liegt aber immer noch unter den Umfragen von Anfang des Jahres. Der Mitte-Rechts-Oppositionsblock Deutschlands, die Union, erhielt 30 % der Stimmen.
DAS PRO-EUROPÄISCHE ZENTRUM HÄLT
Die Mitte-Rechts-Europäische Volkspartei wird voraussichtlich 191 Sitze in der Europäischen Versammlung gewinnen und bleibt mit Abstand die größte Fraktion. Die EVP gewann ein paar Sitze mehr, aber auch das Parlament wächst von 705 Sitzen im Jahr 2019 auf 720 Sitze in diesem Jahr, sodass der Anstieg marginal ist. Der zweitgrößte Block, die Mitte-Links-Sozialisten und Demokraten, verlor an Boden, behielt aber mit 135 Sitzen problemlos seinen Platz. EVP-Spitzenkandidatin Ursula von der Leyen hatte im Wahlkampf mit rechten Parteien geflirtet, doch nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse rief sie wirtschaftsfreundliche Sozialisten und Liberale zur Zusammenarbeit in einem proeuropäischen Bündnis auf.
Die Grünen und die Liberalen erleiden einen Schlag
Die Umweltschützer-Grünen waren insgesamt vielleicht die größten Verlierer. Sie riskieren, rund 20 Sitze im Europäischen Parlament zu verlieren, fast ein Drittel ihrer Gesamtzahl im Jahr 2019. Eine Reihe von Protesten von Landwirten in ganz Europa, die mit der Belastung durch die neuen Klimagesetze unzufrieden sind, haben dazu beigetragen, ihre Chancen zu beeinträchtigen. Die EU sieht sich als weltweit führend im Kampf gegen die globale Erwärmung. Hochrangige Mitglieder hofften, dass die Grünen, die in Ländern wie Deutschland bereits an der Regierung sind, durchhalten würden. Doch Prognosen deuten darauf hin, dass die deutschen Grünen, die zweitgrößte Partei in Scholz‘ Koalition, von einem Höchststand von 20,5 Prozent vor fünf Jahren auf etwa 12 Prozent sinken würden. Liberale Parteien in ganz Europa, darunter auch die von Macron, mussten voraussichtlich insgesamt 20 Sitze in der Nationalversammlung abgeben, was sie zu den anderen großen Verlierern dieser Wahl macht.
UND DANACH?
Hochrangige Parteifunktionäre und Zahlenjongleure treffen sich am Montag, um zu bestimmen, welche Arten von Gruppen und Bündnissen im Parlament in den nächsten fünf Jahren gebildet werden könnten. Am Dienstag werden die Parteivorsitzenden ihre ersten formellen Gespräche führen. Eines ist klar: Die Ergebnisse werden die Entscheidungsfindung und die Verabschiedung von Gesetzen zu Themen vom Klimawandel bis hin zu Agrarsubventionen verlangsamen. Am 17. Juni werden die Präsidenten und Ministerpräsidenten der EU ein Gipfeltreffen abhalten, um eine Bilanz der Ergebnisse zu ziehen. Sie werden auch darüber diskutieren, ob von der Leyen als Chefin der mächtigen Exekutive der EU, der Europäischen Kommission, zurückgeholt werden soll.
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