BERLIN
Der deutsche Politologe Thorsten Faas sagte, die Unzufriedenheit mit seiner Regierung sei im Osten des Landes besonders groß, wo die AfD nach der Europawahl zur stärksten rechtsextremen Partei hervorgegangen sei.
Bei der Wahl am Sonntag erlitt die Koalitionsregierung aus Sozialdemokraten, Grünen und Freien Demokraten mit Stimmenverlusten einen herben Rückschlag.
Die rechtspopulistische Partei Alternative für Deutschland (AfD) steigerte ihren Stimmenanteil im Vergleich zu 2019 um 4,9 % und sicherte sich mit 15,9 % den zweiten Platz in der deutschen Politik.
In Ostdeutschland war die rechtsextreme AfD erfolgreich, während in den westlichen Bundesländern die Parteien CDU/CSU als Sieger hervorgingen.
Das Wahlergebnis hat die Debatte über „Ostdeutschland“ wieder in den Vordergrund gerückt.
„Auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands taucht diese alte Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland in der Wahlnacht plötzlich wieder auf“, sagte Freier Professor Faas gegenüber der Agentur Anadolu.
„Die Bindung zwischen Wählern und Parteien ist in Ostdeutschland viel lockerer. Das macht es für etablierte Parteien deutlich schwieriger, in der Region erfolgreich zu sein“, stellte Faas fest.
Er wies darauf hin, dass die Unzufriedenheit mit der Regierung in dieser Region deutlich höher sei und die Wähler sich daher häufiger für „Protestparteien“ entscheiden.
„Die AfD vertritt im Krieg zwischen Russland und der Ukraine sowie in Migrationsfragen andere Positionen als andere Parteien. Das stößt in Ostdeutschland auf breite Unterstützung“, sagte Faas und fügte hinzu, dass die Unzufriedenheit der AfD mit der Regierung in der DDR besonders groß sei Östliche Region.
Die Sozialdemokraten von Bundeskanzler Scholz und ihre Koalitionspartner mussten bei den Wahlen schwere Verluste hinnehmen.
Die AfD gewann in fünf ostdeutschen Bundesländern die meisten Stimmen, was die wachsende politische Spaltung im Land widerspiegelt.
Die Anti-Einwanderungspartei erreichte nach ersten offiziellen Ergebnissen 31,8 Prozent der Stimmen in Sachsen, 30,7 Prozent in Thüringen, 30,5 Prozent in Sachsen-Anhalt, 28,3 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 27,5 Prozent in Brandenburg.
Die Zustimmung für die AfD in den ehemaligen kommunistischen Bundesländern Ostdeutschlands lag deutlich über dem bundesweiten Umfrageergebnis von 15,9 %. Dies ist das bisher beste Ergebnis der Anti-Einwanderungspartei bei der Wahl zum Europäischen Parlament und ist damit die zweitgrößte Partei in Deutschland.
Die AfD war in den letzten Jahren in mehrere Skandale verwickelt, darunter ein geheimes Treffen ihrer Spitzenfunktionäre zur Planung der Massenausweisung von Einwanderern, was Zweifel am Bekenntnis der Partei zu demokratischen Werten aufkommen ließ.
Deutsche Inlandsgeheimdienste überwachen den Jugendflügel und verschiedene Zweige der AfD aufgrund des Verdachts antidemokratischer Bestrebungen innerhalb der Partei.
In den letzten Jahren haben prominente Parteimitglieder mit ausländerfeindlichen, antisemitischen und islamfeindlichen Äußerungen für Kontroversen gesorgt. Kritiker werfen der AfD vor, in Deutschland Fremdenfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus zu fördern.
*Geschrieben von Zehra Nur Duz
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