CO2 Die 2021 von der Bundesregierung auf den Verkehrssektor ausgeweitete Steuer soll die Emissionen dieses klimaschädlichen Gases reduzieren. Für Autofahrer wird sich dies in Form höherer Kraftstoffpreise auswirken. Erinnern wir uns an die Demonstrationen der Gelbwesten in Frankreich, stellt sich die Frage nach den sozialen Folgen einer Erhöhung des CO2 der preis ist klar.
Wirtschaftsprofessor Dr. Mario Mechtel von der Leuphana Universität Lüneburg hat nun zusammen mit zwei Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik in einer Studie untersucht, welche Einkommensgruppen von einem CO besonders betroffen sind2 der Preis. Die Studie zeigte, dass es Möglichkeiten gibt, die Treibhausgasemissionen des Straßenverkehrs so zu besteuern, dass einkommensschwache Haushalte nicht unverhältnismäßig belastet werden.
Für ihre Studie entwickelten die Wissenschaftler ein neues sogenanntes Mikrosimulationsmodell. So können sie verschiedene Haushaltstypen unterscheiden und die Auswirkungen der Besteuerung auf niedrige, mittlere und hohe Einkommen ermitteln. Mithilfe dieses Modells verglichen sie die aktuelle Besteuerung mit drei politischen Reformszenarien, um ihre Auswirkungen auf die Verteilungseffekte der CO2-Bepreisung empirisch zu untersuchen. Sie wollten verstehen, wie sich weitere Erhöhungen des CO2-Preises insbesondere auf Menschen mit niedrigem Einkommen auswirken würden.
Die aktuelle Energiesteuer richtet sich nach dem Kraftstoffverbrauch der Autofahrer und besteuert einen Liter Benzin mehr als einen Liter Diesel. Wie die Studie zeigt, belastet dieses Modell einkommensschwache Gruppen leicht überproportional. Dies liegt vor allem daran, dass sie stärker von einer höheren Benzinbesteuerung betroffen sind, da benzinbetriebene Fahrzeuge in dieser Gruppe häufiger vorkommen. Die niedrigere Besteuerung von Diesel hingegen wirkt sich vor allem auf höhere Einkommensgruppen positiv aus. Dort sind vor allem dieselbetriebene Fahrzeuge verbreitet.
Eines der derzeit untersuchten Reformszenarien zielt darauf ab, bei gleichbleibendem Steueraufkommen die Energiesteuer zu reformieren, die dann nicht mehr pro Liter Kraftstoff, sondern nach der CO-Menge berechnet wird2 emittiert, unabhängig davon, ob sie durch die Verbrennung von Benzin oder Diesel entstehen.
Da Dieselkraftstoff bei der Verbrennung mehr des klimaschädlichen Gases freisetzt, würde dieser Ansatz dazu führen, dass die bisherige Bevorzugung von Dieselkraftstoff wegfällt und die Last besser verteilt wird. Haushalte mit Einkommen in den unteren 60 % würden durch diese Reform im Durchschnitt entlastet.
„Wir müssen dringend Fortschritte bei der Reduzierung des Ausstoßes klimaschädlicher Gase erzielen. Der Verkehrssektor bietet dafür einen wichtigen Hebel. Uns interessierte, inwieweit eine stärkere Belastung der Gesellschaft sozial auferlegt werden könnte ziemlich starker CO-Anstieg2 der Preis würde zu keiner unverhältnismäßigen Belastung von Menschen mit geringem Einkommen führen“, fasst Professor Mechtel die Ergebnisse der Studie zusammen.
Er weist jedoch darauf hin, dass es sich bei den Ergebnissen um Durchschnittswerte handelt, sodass im Einzelfall erhebliche Mehrkosten anfallen können. Betroffene Haushalte sollten dann auf andere Weise unterstützt werden.
Derzeit arbeitet das Forschungsteam an Folgestudien, die sich beispielsweise mit der zunehmenden Elektromobilität befassen. Sie wollen wissen, welche Haushalte am ehesten E-Fahrzeuge kaufen und welche Verteilungseffekte sich daraus ergeben, dass der Individualverkehr zunehmend auf nicht fossile Fahrzeuge umgestellt werden muss.
Für ihre Studie nutzten die Wissenschaftler einen einzigen Datensatz für Deutschland. Es umfasst nicht nur Daten von mehr als 150.000 Haushalten mit mehr als 216.000 Autos, sondern berücksichtigt auch fahrzeugspezifische Informationen zu Kraftstoffeffizienz, Jahresfahrleistung und der Unterscheidung verschiedener Kraftstoffarten.
Die Studie ist erschienen in Energie sparen.
Studie zeigt, dass einkommensschwache ländliche Haushalte einen größeren Anteil an Kraftstoffkohlenstoffsteuern tragen
Leif Jacobs et al, Verteilungseffekte der CO2-Bepreisung durch die Besteuerung von Transportkraftstoffen, Energie sparen (2022). DOI: 10.1016/j.eneco.2022.106290
Zur Verfügung gestellt von der Leuphana Universität Lüneburg
Zitieren: Kann die Energiesteuer in Deutschland zu einer Bewegung der Gelbwesten führen? (2022, 14. Oktober) abgerufen am 15. Oktober 2022 von https://phys.org/news/2022-10-energy-tax-germany-yellow-vest.html
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