Deutschland könnte es sich nicht leisten, Frankreich zu retten, selbst wenn es wollte.

Trotz ihrer Differenzen sind sich die beiden Rivalen in einem grundlegenden Punkt einig: Auch wenn Frankreich bereits 58 % des BIP erwirtschaftet, scheinen sie der Meinung zu sein, dass die französische Regierung viel mehr Geld dafür aufwenden sollte.

Die RN will die Mehrwertsteuer auf alle Energieprodukte senken, die Einkommensteuer für Personen unter 30 senken und die Industriesubventionen massiv erhöhen. Die Linke will das Renteneintrittsalter – ohnehin eines der niedrigsten in der entwickelten Welt – senken und die Sozialleistungen, die zudem sehr großzügig sind, massiv erhöhen. Mehr noch als das Vereinigte Königreich ist Frankreich ein zunehmend armes Land, das sich für selbstgefällig reich hält.

Woher soll das Geld kommen? Anscheinend nicht aus Deutschland. Das machte sein Finanzminister Christian Lindner deutlich.

„Eine Tragödie könnte den Franzosen drohen“, sagte er am Donnerstag, wenn das Defizit nicht unter Kontrolle gebracht werde, und fügte hinzu, dass ein Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB) „wirtschaftliche und (…) verfassungsrechtliche Fragen“ aufwerfen würde.

Mit anderen Worten: Deutschland ist nicht bereit, zuzulassen, dass die Zentralbank Geld druckt, um die französischen Anleiherenditen unter Kontrolle zu halten. Es ist wichtig. Bislang gingen Anleger davon aus, dass die Schulden Frankreichs, mittlerweile die drittgrößte der Welt nach Japan und den USA, zwei deutlich größeren Volkswirtschaften, von der EZB und damit vom Rest der Eurozone garantiert würden. Ist dies nicht mehr der Fall, ist das Papier praktisch wertlos.

Willi Langer

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