Deutschland verabschiedet umstrittenes Gesetz zur Legalisierung von Cannabis – Euractiv

Nach monatelangen Verzögerungen wurde das umstrittene Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland am Freitag (23. Februar) endlich vom Bundestag verabschiedet und ebnete damit den Weg für die Legalisierung des Besitzes und Anbaus der Droge bis April.

Die Legalisierung dieser Droge war im Land Gegenstand heftiger Diskussionen, sowohl in der Opposition als auch in der Koalition selbst. Doch trotz der Revolte einiger hochrangiger Abgeordneter der regierenden SPD, die das Gesetz blockieren wollten, erreichte sie letztlich die Mehrheit der Stimmen im Bundestag.

„Wir verabschieden heute ein sehr wichtiges Gesetz, mit dem wir unsere Cannabiskontrollpolitik grundlegend ändern“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor dem Bundestag.

Mit dem neuen Gesetz dürfen Erwachsene über 18 Jahre bis zu 25 Gramm Cannabis für den persönlichen Gebrauch besitzen.

Die Deutschen können sich dafür entscheiden, ihre Cannabispflanzen entweder vor Ort anzubauen oder sich „Anbauvereinen“ anzuschließen, in denen Cannabis gemeinsam angebaut und dann unter den Mitgliedern geteilt werden kann.

Die Legalisierung von Cannabis war eine der Leuchtturminitiativen beim Amtsantritt der Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz im Jahr 2021.

„Wir verfolgen zwei Ziele. Das erste Ziel ist der Kampf gegen den Schwarzmarkt. „Zweites Ziel ist die Verbesserung des Kinder- und Jugendschutzes“, sagte Lauterbach.

Eine holprige Straße

Ursprünglich hatte die Regierung geplant, Marihuana vollständig zu legalisieren und den Verkauf der Droge in Fachgeschäften und Apotheken zu ermöglichen. Allerdings hätte ein solches Vertriebssystem wahrscheinlich gegen europäisches und internationales Recht verstoßen und die Koalition dazu veranlasst, ihren Ansatz deutlich abzuschwächen.

Bereits im August 2023 einigte sich die Regierung auf das neue Gesetz und plante ein Inkrafttreten bis Januar 2023. Doch Anfang Dezember wurde die Abstimmung im Bundestag verschoben.

Der Ansatz der Regierung stieß auf starken Widerstand innerhalb der regierenden SPD, von denen viele gegen die Legalisierung sind.

Lauterbach betonte zwar, dass innerhalb der Koalition eine „Offenheit“ und „Keine Kompromisse“ in Bezug auf das Gesetz herrsche, räumte er aber auch ein, dass nicht alle mit dem Ergebnis zufrieden seien. „Mir ist bewusst, dass es viel Kritik gibt“, sagte er.

Vor der Abstimmung hatten die beiden SPD-Abgeordneten Sebastian Fiedler und Sebastian Hartmann parteiintern starken Druck ausgeübt, um das umstrittene Gesetz zu blockieren. Nur wenige Tage vor der Abstimmung schickten sie einen Brief an alle SPD-Abgeordneten, in dem sie sie aufforderten, gegen das Gesetz zu stimmen.

„Eine Anti-Drogen-Politik, die in dieser Situation nur das Cannabisproblem angeht, ist fehlgeleitet“, heißt es in dem Brief und argumentiert, dass die Ziele der Regierung bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität mit der Gesetzgebung nicht erreicht würden.

Der Weg, dem man folgen muss

Auch bei den Landesregierungen, von denen viele ebenfalls von der SPD geführt werden, stößt die Legalisierung auf heftige Kritik. Laut der Zeitung FAZDie Innenminister der Länder haben in einem gemeinsamen Schreiben vor den Folgen der geplanten Legalisierung und den gravierenden negativen Auswirkungen auf die Bekämpfung der organisierten Kriminalität gewarnt.

Zwar können die in der Zweiten Kammer vertretenen Bundesländer das Gesetz nicht blockieren, sie können den Prozess jedoch verzögern, indem sie dagegen stimmen und eine Schlichtungskommission zwischen ihnen und dem Parlament einberufen.

Die bayerische Regierung hat bereits angekündigt, auf die Einrichtung eines solchen Gremiums zu drängen, was die endgültige Verabschiedung des Gesetzes um mehrere Monate verzögern würde. Darüber hinaus prüft die konservativ geführte Regionalregierung derzeit Möglichkeiten, das Gesetz vor Gericht anzufechten.

Aber selbst wenn das Gesetz diese letzte Hürde nehmen sollte, ist seine Zukunft so gut wie sicher, da die derzeit in den Umfragen führende konservative CDU bereits angekündigt hat, das Gesetz im Falle einer Rückkehr an die Macht aufzuheben.

[Edited by Nathalie Weatherald]

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