Eine aktuelle Veröffentlichung des deutschen Magazins „Manager Magazin“ listet die Lieblingsarbeitgeber junger deutscher Ingenieure auf. SAP belegt mit Abstand den 39. Platz. Was ist los?
Für SAP muss es eine Katastrophe sein, auf Platz 39 der beliebtesten Arbeitgeber im Ingenieurwesen in Deutschland zu stehen, weit hinter der Deutschen Bahn und der Bundeswehr. Dieses schlechte Abschneiden ist sicherlich nicht der Grund, warum Personalleiterin Sabine Bendiek das ERP-Unternehmen zum Jahresende verlassen wird. Sie verlässt das Unternehmen aus freien Stücken, aber Gerüchten zufolge hat sie sich nie ganz in den Job eingelebt. Offenbar stimmte die Chemie nicht, oder vielleicht ist die Personalarbeit bei SAP besonders schwierig.
Sein Kollege Cawa Younosi, Personalleiter in Deutschland, ist jedenfalls mit sich und seiner Arbeit zufrieden, wie aus dem Artikel in der oben genannten deutschen Zeitschrift hervorgeht. Auf LinkedIn hat der „Global Head of People Experience“ mehr als 90.000 Follower und wirbt für Chancengleichheit und mehr Diversität. In Deutschland ist Cawa Younosi für rund 24.000 Mitarbeiter verantwortlich.
Das wirft eine Vielzahl von Fragen auf: Personalvorstand Sabine Bendiek verlässt SAP; Deutschlands Personalmanagerin Cawa Younosi scheint weit über die SAP-Grenzen hinaus beliebt und bekannt zu sein, doch SAP selbst hat Schwierigkeiten, ein attraktiver Arbeitgeber für junge Ingenieure zu sein. Was ist los?
Das scheint bei SAP ein immer wiederkehrendes Problem zu sein: Realitätsverlust! Einerseits steht SAP für Chancengleichheit und mehr Diversität, andererseits sind auch die Deutsche Bahn und die Bundeswehr als Arbeitgeber beliebter. Im vergangenen Jahr belegte SAP zwar noch den 37. Platz im Ranking, doch als Deutschlands vermeintlich führendes Technologieunternehmen war das auch kein Grund zur Freude. Der Grund für diese Diskrepanz zwischen der eigenen Wahrnehmung des Unternehmens und den offiziellen Fakten ist mangelnde Selbstkritik.
SAP hat eine Informations- und Kommunikationsblase geschaffen, die unabhängig von der realen IT-Welt existiert. Ein IT-Unternehmen, das es nicht für nötig halten würde, seine Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum mit seiner Community zu teilen, das über kein Einladungsmanagementsystem für seine Sapphire-Veranstaltung verfügt und das sogar versucht, Journalisten von der Teilnahme abzuhalten, würde den Eindruck erwecken, dass es so wäre im Laufe der Zeit nicht mehr berührt werden.
Wir leben in einer Zeit, in der Popularität und Kommunikation immer wichtiger werden. Das verrückteste Unternehmen der Welt, Red Bull, verkauft viele Getränke, lebt aber von Kommunikation, Unterhaltung und Popularität. In den letzten 50 Jahren haben sich die Unternehmenswerte verändert und angepasst. Als SAP gegründet wurde, gab es keine sozialen Medien, keine Blogger und keine Beliebtheitsleitern für Arbeitgeber, aber für Red Bull gab es auch keine. Allerdings ist nichts so beständig wie der Wandel! SAP sollte aktiv daran arbeiten, wieder populärer zu werden.
In jedem Fall muss die Kluft zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung überbrückt werden. Die SAP-Blase muss platzen und das Unternehmen muss wieder mit seiner Community kommunizieren.
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