Die Deutsche Bahn hat eine Vereinbarung zum Verkauf ihrer internationalen Tochtergesellschaft Arriva an die US-Investmentgruppe I Squared Capital unterzeichnet, teilte das Unternehmen am Donnerstagmorgen in Berlin mit.
Die Deutsche Bahn sagte, der Deal sei über Nacht unterzeichnet worden und die Transaktion werde voraussichtlich im nächsten Jahr abgeschlossen. Die Bundesregierung, zu der die Deutsche Bahn gehört, muss dem Verkauf zustimmen.
Arriva betreibt Busse und Züge in Großbritannien und zehn weiteren europäischen Märkten. Das Unternehmen ist einer der Betreiber der legendären roten Doppeldeckerbusse in der britischen Hauptstadt London.
Die Deutsche Bahn wollte sich zum Verkaufspreis nicht äußern, Medienberichten zufolge wird I Squared Capital jedoch rund 1,6 Milliarden Euro (1,7 Milliarden US-Dollar) für Arriva zahlen. Der angekündigte Preis beinhaltet noch rund 1 Milliarde Euro Schulden von Arriva, die der neue Eigentümer im Rahmen des Deals übernehmen wird.
Die Deutsche Bahn kaufte Arriva im Jahr 2010 für rund 2,85 Milliarden US-Dollar inklusive Schulden.
Die Investmentgruppe, die Arriva kauft, ist auf Infrastrukturprojekte und -unternehmen spezialisiert.
Der Verkauf von Arriva bedeutet, dass die Deutsche Bahn in den kommenden Jahren keine großen Summen in die Elektrifizierung der Busflotten von Arriva und die allgemeine Umstrukturierung des Unternehmens investieren muss, sodass Kapital frei wird, damit die Deutsche Bahn in ihr Kerngeschäft Bahn in Deutschland investieren kann.
„Das strategische Ziel der Deutschen Bahn ist es, in ihrem Kerngeschäft in Deutschland Rekordinvestitionen in den umweltfreundlichen Schienenverkehr zu tätigen“, sagte Levin Holle, Finanzvorstand der Deutschen Bahn.
Die Entscheidung der Deutschen Bahn, Arriva im Jahr 2010 unter dem damaligen Chef Rüdiger Grube zu kaufen, war von Anfang an umstritten und löste in Deutschland breite Kritik aus. Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter bezeichnete es damals als Akt des „Größenwahns“.
Arriva und die frühere Übernahme der Frachttochter Schenker waren Teil des Versuchs der Deutschen Bahn, ein großes globales Logistik- und Transportunternehmen zu werden. Der Staatskonzern gab unter der Führung von Rüdiger und seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn milliardenschwere Zukäufe aus.
Kritiker argumentierten damals auch, dass die Deutsche Bahn ihre Investitionen und Energie auf ihr Kerngeschäft Bahn in Deutschland konzentrieren sollte, anstatt Risiken im Ausland einzugehen.
Der Deal für Arriva schien bei der Deutschen Bahn nie wirklich zu klappen, und das Unternehmen sucht seit Jahren nach Möglichkeiten, die Tochtergesellschaft loszuwerden. Die Deutsche Bahn hatte einmal darüber nachgedacht, sie mit einem Börsengang in eine Aktiengesellschaft aufzuspalten.
Allerdings gab es nur wenige potenzielle Käufer, da die schlechte Leistung von Arriva das Unternehmen zu einer unattraktiven Investition machte.
Die Auslandstochter litt besonders unter der Coronavirus-Pandemie und musste im ersten Halbjahr 2020 einen außergewöhnlichen Wertverlust von 1,47 Milliarden US-Dollar hinnehmen.
Diese Verluste trugen erheblich zu den Pandemieverlusten des gesamten Deutschen Bahn-Konzerns bei und führten dazu, dass das Unternehmen Manfred Rudhard, den damaligen Chef von Arriva, ablöste.
Seitdem hat sich die Tochtergesellschaft etwas erholt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres erzielte Arriva einen Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 45,4 Millionen US-Dollar.
In jüngerer Zeit hat sich die Deutsche Bahn stärker auf ihre Kernmärkte konzentriert und ihre Aktivitäten in Märkten wie Schweden, Portugal, Dänemark, Serbien und Polen in den letzten Jahren bereits verkauft.
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