BERLIN
Kinderkliniken in ganz Deutschland stehen nach Angaben von Ärzten und Ärztekammern aufgrund steigender Virusinfektionen vor einer schweren Krise.
„Kinder sterben, weil wir uns nicht mehr um sie kümmern können“, sagte Michael Sasse, Chefarzt der pädiatrischen Intensivmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover, am Dienstag dem Nachrichtenportal Merkur Online.
Schon vor der aktuellen Welle von Atemwegsinfekten war die Lage nach Angaben des Arztes prekär. Aber die große Zahl von Infektionen mit dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) hat die Situation verschlimmert.
Sasse fügte hinzu, dass die Kliniken „total“ überlastet seien und Kinder nun auf Normalstationen behandelt würden, die eigentlich Intensivstationen seien.
Der DIVI-Verein für Notfallmedizin hat nach einer Befragung von Ärzten in 130 Kinderkliniken in Deutschland vor einer „katastrophalen Situation“ auf Kinderintensivstationen gewarnt.
Das Robert-Koch-Institut, Deutschlands Seuchenbekämpfungsbehörde, hat angekündigt, dass die Virusinfektionen in den kommenden Wochen voraussichtlich weiter zunehmen werden.
Gesundheitsminister verpflichtet sich zur Reform des Gesundheitswesens
Unabhängig davon sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Dienstag, dass eine „Revolution“ für deutsche Krankenhäuser geplant sei.
„Krankenhäuser haben ernsthafte Probleme“, sagte er auf einer Pressekonferenz in Berlin. Das Hauptproblem sei die Bezahlung der Krankenhäuser über sogenannte Fallpauschalen. Es handelt sich um Pauschalen für vergleichbare Behandlungen.
Die Folge sei, dass Kliniken in einem „Hamsterrad“ gefangen seien, möglichst viele Behandlungen so günstig wie möglich durchzuführen. „Bei diesem System tendiert man also zu billigen Medikamenten“, so Lauterbach weiter.
Seine Reformvorschläge fordern, dass Patienten in deutschen Krankenhäusern künftig weniger nach wirtschaftlichen als vielmehr nach medizinischen Erwägungen behandelt werden.