Analyse: Die Entlassung des deutschen Cybersicherheitschefs wegen Russland-Verbindungen löst Kontroversen aus
Von Dorothee Thiesing, Europaproduzentin in Berlin
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat heute nach Medienberichten über mögliche Verbindungen zu den russischen Geheimdiensten die sofortige Entlassung des Leiters ihres Bundesamtes für Informationssicherheit BSI bekannt gegeben.
„Nicht zuletzt in diesem Zusammenhang stehen die in den Medien bekannten und breit diskutierten Vorwürfe, die das notwendige öffentliche Vertrauen in die Neutralität und Unparteilichkeit der Ausübung der Amtstätigkeit als Vorsitzender der obersten deutschen Cybersicherheitsbehörde nachhaltig beschädigt haben“, a sagte ein Ministeriumssprecher.
Während die Vorwürfe offensichtlich einen Nerv treffen in einer Zeit, in der die Befürchtung wächst, dass die kritische Infrastruktur des Landes aufgrund des Krieges in der Ukraine von Russland angegriffen werden könnte, ist die Entscheidung auch umstritten.
Ein Satiremagazin im deutschen Fernsehen hatte zuerst berichtet, Schönbohm habe möglicherweise über den von ihm mitgegründeten Verein „Cyber-Sicherheitsrat Deutschland“ Kontakt zu Personen der russischen Sicherheitsdienste gehabt – und einige Medien bezweifeln die Richtigkeit der Recherche .
Das Magazin Spiegel, das heute erstmals über Schönbohms Entlassung berichtete, bezweifelte zuletzt, dass der Verein „wirklich eine so wichtige Rolle in Deutschlands Cybersicherheitsarchitektur spielt“, wie das Satiremagazin „suggerierte“, und deutete an, dass Schönbohm Opfer einer Falschberichterstattung geworden sein könnte.
Für das Ministerium sind die russische Hybrid-Kriegsentscheidung und eine anhaltende Debatte über mögliche Schönbohm-Verbindungen jedoch unvermeidlich geworden.
„Die Entscheidung wurde auch aus Sorge um die Person im Mittelpunkt der Debatte und im Interesse der mehr als 1.500 BSI-Mitarbeiter getroffen, die ihre für die IT-Sicherheit in Deutschland so wichtige Arbeit nun unabhängig ausüben können Spekulationen über Personal“, sagte der Ministeriumssprecher.
Wer ihm nachfolgen soll, steht laut Ministerium noch nicht fest.
Die Sprecherin betonte, dass allen bekannten Vorwürfen gründlich nachgegangen und eine gründliche Bewertung vorgenommen werde: „Bis zum Abschluss dieser Ermittlungen gilt Herr Schönbohm als unschuldig.“