Laut einer Erklärung ihres Münchner Büros vom Dienstag haben deutsche Staatsanwälte zwei weitere ehemalige Wirecard-Führungskräfte angeklagt und damit ihren Ermittlungsumfang in einem der größten Unternehmensskandale Deutschlands ausgeweitet.
Wirecard brach im Juni 2020 aufgrund eines Lochs in der Bilanz von 1,9 Milliarden Euro (2,1 Milliarden US-Dollar) zusammen, was das Wirtschaftsestablishment Deutschlands erschütterte und die Aufmerksamkeit auf Politiker lenkte, die „gestreitet haben, sowie auf Regulierungsbehörden, die Jahre brauchten, um die Vorwürfe gegen das Unternehmen zu untersuchen.“
Alexander von Knoop, ehemaliger Finanzvorstand des inzwischen aufgelösten Online-Zahlungsunternehmens, und Susanne Steidl, Vorstandsmitglied und verantwortlich für die Produktentwicklung, wurden wegen mehrfacher Unterschlagung angeklagt, teilte das Gericht mit.
Von Knoop werde außerdem Beihilfe zur Unterschlagung vorgeworfen, fügte er in einer Erklärung hinzu.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft weigerten sich die beiden ehemaligen Führungskräfte angeblich, Kredite und andere Zahlungen zu leisten, obwohl einige von ihnen mit Zinsen im Rückstand waren und eine Rückzahlung fraglich war.
„Durch all diese Untreuen ist der Wirecard AG ein Schaden in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro entstanden“, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Die von Knoop vertretende Anwaltskanzlei teilte mit, dass ihr kein Fehlverhalten zum Nachteil der Wirecard AG und ihrer Aktionäre durch andere im Unternehmen bekannt sei.
„Herr von Knoop hatte zu keinem Zeitpunkt die Absicht oder auch nur die Idee, mit seinem Handeln den Unternehmen der Wirecard-Gruppe zu schaden“, heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens und fügte hinzu, dass Herr von Knoop durchgehend mit den Ermittlern kooperiert habe ihre Untersuchung.
Die Anwaltskanzlei, die Steidl vertritt, äußerte sich nicht zu den Vorwürfen.
Von Knoop und Steidl schließen sich anderen Managern an, die wegen des Skandals vor Gericht stehen.
Vorstandsvorsitzender Markus Braun, stellvertretender Finanzvorstand Stephan von Erffa und Wirecards Asien-Vertreter Oliver Bellenhaus stehen derzeit in München wegen des Verdachts auf Betrug und Bilanzfälschung vor Gericht.
Ob von Knoop und Steidl vor Gericht stehen, steht noch aus.
(1 $ = 0,9166 Euro)
(Berichterstattung von Alexander Hübner und Jörn Poltz in München; Text von Rachel More; Redaktion von Miranda Murray, Jan Harvey und Sharon Singleton)
Foto: Das Logo des ehemaligen Zahlungsunternehmens Wirecard, fotografiert am Hauptsitz in München, Deutschland, Montag, 20. Juli 2020. (AP Photo/Matthias Schrader)
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