Deutschland führt 49-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr ein – EURACTIV.de

Die deutschen Verkehrsminister haben sich auf einen monatlichen Preis von 49 Euro für den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland geeinigt, da Finanzierungsfragen weiterhin ungelöst sind, Betreiber warnen davor, dass der Service dadurch gekürzt werden könnte.

In diesem Sommer machte Deutschland Schlagzeilen, als es im Rahmen eines Maßnahmenpakets zur Inflationsbekämpfung die Preise für den öffentlichen Nahverkehr drastisch auf neun Euro im Monat senkte. Obwohl das Programm zu einer verstärkten Nutzung von Bussen und Zügen geführt hat, hat es auch zu einer Überfüllung geführt.

Heute haben sich die Verkehrsminister der 16 Bundesländer und des Bundes auf einen Nachfolger des experimentellen 9-Euro-Tickets geeinigt. Künftig kostet ein ähnliches Ticket 49 Euro pro Monat, TV-Sender ZDF gemeldet.

Das Ticket wird laut Vereinbarung „so bald wie möglich“ eingeführt, voraussichtlich am 1. Januar 2023.

„Jetzt wäre der perfekte Zeitpunkt für die Einführung“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing auf einer Pressekonferenz nach dem Deal und fügte hinzu: „Wir müssen klären, was technisch machbar ist.“

Wie das 9-Euro-Ticket gilt auch das neue Ticket für alle Züge und Busse des Nah- und Regionalverkehrs. Anders als dieses Sonderangebot wird es laut deutschen Medien jedoch nur im Abonnement erhältlich sein.

Politiker der deutschen Regierungskoalition begrüßten den Deal.

„Was für fabelhafte Neuigkeiten“, Terry Reintke, Ko-Vorsitzender der Grünen im Europäischen Parlament, getwittert.

„Und ja: Wir müssen den ÖPNV massiv ausbauen. Und ja: 49€ sind nicht 9€. Aber es ist trotzdem ein guter Schritt hin zu bezahlbarer, klimafreundlicher und sozialer Mobilität“, sagte sie weiter.

Finanzierung noch ungeklärt

Die endgültige Entscheidung fällt auf der Ministerpräsidentenkonferenz, die nächste Woche stattfindet.

Im Vorfeld des Treffens in Bremerhaven, das am Mittwoch und Donnerstag (12./13. Oktober) stattfand, machten offene Fragen zur Finanzierung des ÖPNV eine Einigung unwahrscheinlich. Auch nach der Einigung über den Ticketpreis bleiben diese Fragen ungeklärt.

Während die Fahrkarteneinnahmen in erster Linie den ÖPNV finanziert haben, erhalten die Regionen auch Mittel aus dem Bundeshaushalt zur Unterstützung ihres ÖPNV-Betriebs.

Neben der Einführung des günstigeren Tickets, das Bund und Länder teilweise finanzieren, wollen die Länder weitere Milliarden für den Ausbau ihrer ÖPNV-Netze.

„Verkehrsminister Volker Wissing weigert sich weiterhin, genügend Geld für einen guten ÖPNV bereitzustellen“, sagt Nikolas von Wysiecki, Leiter Verkehrspolitik beim Umweltbund NABU, gegenüber EURACTIV.

„Mit einem ‚Doppelschlag‘ von 200 Milliarden Euro zeigt die Bereitstellung von nur 1,5 Milliarden Euro, dass der Übergang zu einem neuen Verkehrssystem keine Priorität hat“, fügte er hinzu.

Wissing spielte die verbleibenden Lücken herunter und sagte, es sei „heute nicht der entscheidende Punkt“.

„Der entscheidende Punkt ist, dass die technischen Fragen geklärt sind“, sagte er gegenüber Reportern. „Deshalb können wir sagen: Mission erfüllt.“

Gefahr von unterbrochenen Diensten

Die Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel haben davor gewarnt, dass der Nutzen für die Öffentlichkeit begrenzt ist, wenn sie sich nicht zu den für den Betrieb von Bussen und Zügen erforderlichen Mitteln verpflichten.

„Ich verstehe, dass das nationale ÖPNV-Ticket für die Öffentlichkeit von besonderem Interesse ist. Aber für wirtschaftlich verantwortungsbewusste Betreiber sind Finanzierungsfragen ebenso drängend“, sagte Oliver Wolff, Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsbetriebe (VDV), in einer Mitteilung.

„Wir laufen Gefahr, den ÖPNV in allen Bereichen massiv einstellen zu müssen, weil er wegen steigender Kosten nicht mehr finanzierbar ist“, so Wolff weiter.

[Edited by Alice Taylor]

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Mareike Engel

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