Berlin: Von tragbaren Solarmodulen bis hin zu intelligenten Thermostaten und „intelligenten“ Heizgeräten preisen Aussteller auf der Berliner IFA-Tech-Show intelligente Lösungen für eine energiearme Welt an.
Aber intelligente Geräte täuschen manchmal über ihren hohen CO2-Fußabdruck hinweg.
Das Motto der Ausgabe 2022 von Deutschlands Hightech-Messe – der ersten seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie – lautet „Energieeffizienz“, eine zeitgemäße Mission mit steigenden Strompreisen.
Einer dieser Aussteller, der glaubt, die Antwort zu haben, ist Busch-Jaeger, dessen Stand mit Lichtschaltern und kleinen leeren Bildschirmen gesäumt ist.
Das deutsche Unternehmen des Schweizer Konzerns ABB hat sich zu einem Spezialisten für „Smart Home“-Technologien entwickelt.
Ihre Idee: den Energieverbrauch des Hauses anhand eines Datenstroms zu regeln, darunter die aktuelle Raumtemperatur, Raumhelligkeit und Luftqualität.
Solche Geräte seien angesichts der steigenden Energiepreise in Europa „immer gefragter“, sagt Ulf Ehling, der für die Präsentation der Technologie des Unternehmens auf der IFA verantwortlich ist.
– „Crazy“ – Ein paar hundert Meter entfernt bietet das norwegische Unternehmen Mill „smarte“ Heizkörper in Schwarz und Weiß an.
Dank einer Smartphone-Anwendung können Benutzer die Temperatur ihrer Unterkunft den ganzen Tag über überwachen.
Laut Bashir Naimy, dem technischen Direktor von Mill, kann das Gerät dazu beitragen, „37 % der Energie eines Haushalts“ einzusparen.
Die IFA zeigt auch regelmäßig skurrile Gadgets, darunter einen Kühlschrank, der ein Getränk in „zwei Minuten“ kühlt, oder einen Duftgenerator, um Parfüm online zu kaufen.
Das französische Unternehmen Y-Brush bewarb auf der IFA eine „Schall“-Zahnbürste, die wie eine Prothese aussieht und „in der Lage ist, alle Zähne gleichzeitig in 5, 10 oder 15 Sekunden zu putzen“.
Die Besucher der Messe, die am Dienstag zu Ende geht, sorgen sich jedoch um die Frage des Energieverbrauchs.
„Wenn man sieht, wie viel all diese Geräte verbrauchen, ist es verrückt“, sagt Justin, 23, ein Technik-Enthusiast, der eigens für die Show nach Berlin gekommen ist.
„Wir denken immer darüber nach“, sagt Christoph Boettger, 39, der mit seiner Partnerin angereist ist.
Die europäischen Energiepreise sind in den letzten Monaten nach der russischen Invasion in der Ukraine und der anschließenden Drosselung der Gaslieferungen nach Deutschland aus Moskau in die Höhe geschossen.
Die Bundesregierung hat eine Energiesparkampagne gestartet und versucht, unter anderem durch die Absenkung der Temperatur in öffentlichen Gebäuden ein Zeichen zu setzen.
Das Energierätsel eskalierte letzte Woche, als der russische Energieriese Gazprom sagte, er werde die Gaslieferungen durch die Nord Stream 1-Pipeline nach einer geplanten dreitägigen Wartung nicht wieder aufnehmen, und machte westliche Sanktionen dafür verantwortlich.
– ‚Internet der Dinge‘ – „Smart-Home-Technologien können beim Energiesparen helfen“, sagte Sara Warneke, Leiterin der IFA-Organisatoren, am Freitag.
Doch wie sieht die wirkliche Bilanz dieser neuen Energietechnologien aus?
Laut einem Bericht des französischen Senats aus dem Jahr 2020 wird das „Wachstum der Treibhausgasemissionen“ digitaler Technologien durch das „Internet der Dinge“ – mit dem Internet verbundene Heimelektronik – und „Datenspeicherung“ vorangetrieben.
Beides zusammen könnte zu einem Anstieg der CO2-Emissionen digitaler Technologien um 60 % bis 2040 führen.
Trotz des individuellen Energieeinsparpotenzials kann die Gesamtwirkung dieser Technologien größer sein, als es den Anschein hat.
Das chinesische Unternehmen Ecoflow, das Niederlassungen in ganz Europa hat, hofft, den Widerspruch mit Mini-Solarmodulen aufzulösen.
Die langen faltbaren Rechtecke in einem speziellen Koffer können zum Aufladen einer Lithiumbatterie verwendet werden.
Ihre Portabilität bedeutet, dass Benutzer „keine administrative Genehmigung benötigen, um sie zu installieren“, sagt Franko Fischer, Sprecher von Ecoflow.
Die Panels können 2.700 Wh erzeugen, genug, um einen Computer, ein Mobiltelefon oder einen Haartrockner aufzuladen.
„Wir erwarten, dass die europäischen Verbraucher eine starke Nachfrage nach Lösungen wie unserer haben werden, weil die Menschen gerade in Krisenzeiten unabhängig sein wollen“, sagt Fischer.
In Deutschland sind die Stromkosten laut Preisvergleichsportal Check24 bis August um durchschnittlich 31 % gestiegen.