Die deutsche Koalitionsregierung bleibt in der umstrittenen Frage der Speicherung von IP-Adressen zur Bekämpfung des Online-Kindesmissbrauchs gespalten, während sich die Minister der Bundesstaaten darauf geeinigt haben, sie zu unterstützen.
Am Dienstag fand in München ein Treffen von Innen- und Justizministern verschiedener Länder und Parteien statt, bei dem sie sich darauf verständigten, die Speicherung von IP-Adressen zur Bekämpfung des spaltenden Online-Kindesmissbrauchs der Bundesregierung zu unterstützen.
Die Landesminister kamen aus den Koalitionsparteien Grüne und Sozialdemokraten (SPD) sowie der konservativen Oppositionspartei CDU.
Unter Bezugnahme auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, der die blinde Vorratsdatenspeicherung am 20. September wie geplant gekippt hatte, argumentierten die Minister, dass die Speicherung von IP-Adressen durch Provider in die Zuständigkeit der nationalen Gesetzgeber falle.
„Es geht gerade darum, den Spielraum auszunutzen, den der Europäische Gerichtshof hinterlassen hat“, sagte Boris Pistorius, Innenminister der SPD in Niedersachsen, am Dienstag.
Das Quick-Freeze-Verfahren, bei dem Daten ad hoc gespeichert werden, reiche laut Pistorius nicht aus, um Täter zu fassen
Andererseits kündigte der liberale Bundesjustizminister Marco Buschmann an, einen Gesetzentwurf vorzuschlagen, der sich genau auf dieses Quick-Freeze-Verfahren bezieht.
Auch der Deutsche Kinderschutzbund sieht im Kampf gegen Online-Kindesmissbrauch ohne Vorratsdatenspeicherung ausreichende Möglichkeiten. Das sagte ein Vorstandsmitglied Redaktionsnetzwerk Deutschland dass das Quick-Freeze-Verfahren ein praktikabler Weg sei, Datenschutz und Kinderschutz in Einklang zu bringen.
Tatsächlich argumentieren Kritiker der Vorratsdatenspeicherung, dass die Vorratsspeicherung von geistigem Eigentum die gesamte Bevölkerung unter Generalverdacht stelle und „gefährlich große Mengen personenbezogener Daten generiert“, wie der Europaabgeordnete Patrick Breyer von Piratenpartei/Grüne Allianz argumentiert.
„Der Ball liegt jetzt in den Händen der Bundesregierung… Es wird sicher keine leichte Diskussion“, so Pistorius abschließend.
Darüber hinaus wurde argumentiert, dass die Debatte klar von der über die Katzenkontrolle getrennt werden sollte, wie Anna Gallina, Senatorin der Grünen Justiz in Hamburg, sagte.
Der Plan der EU, Chats im Kampf gegen Kindesmissbrauch auf verdächtige Inhalte zu scannen, wäre „ein ganz anderer Eingriff in die private Kommunikation“, so Gallina und fügte hinzu, es sei höchst zweifelhaft, ob er mit europäischem Recht vereinbar sei.
Auch Polen und die Niederlande hatten den Legislativvorschlag der Europäischen Kommission äußerst kritisch gesehen.
(Laura Kabelka | EURACTIV.de)