Fast drei Viertel der deutschen Pferdetierärzte, die an einer Umfrage teilgenommen haben, halten es für sinnvoll, eine bundesweite elektronische Datenbank zur Pferdegesundheit einzurichten.
Rund ein Drittel der antwortenden Tierärzte begründeten ihre Unterstützung mit der Begründung, dass die Datensicherheit gewährleistet sein müsse, dass die hinterlegten Daten objektiv und vor Manipulation geschützt sein sollten und dass die Unterstützung anderer Interessengruppen erforderlich sei. Einige sagten, sie hätten gerne eine Klärung der rechtlichen Situation rund um eine solche Datenbank.
Die Digitalisierung breitet sich nach und nach auch auf den Arbeitsalltag und das Privatleben aus, stellen Muriel Sarah Folgmann und ihre Forscherkollegen in dem Artikel fest Pferdeveterinärjournal.
Besonders stark wächst es im Gesundheitsbereich. In der Humanmedizin wurde 2021 in Deutschland eine elektronische Gesundheitsakte eingeführt, um eine bundesweit einheitliche Speicherung von Gesundheitsdaten branchen- und fallübergreifend zu ermöglichen.
Die deutsche Pferdeindustrie sei mit rund 1,3 Millionen Pferden und einem geschätzten Jahresumsatz von 6,7 Milliarden Euro voraussichtlich groß genug, um eine aussagekräftige Überwachung des allgemeinen Gesundheitszustands von Pferden zu ermöglichen, so das Studienteam.
Allerdings sei die Datenerhebung zu Pferden in Deutschland derzeit weder standardisiert noch zugänglich, hieß es.
„Die einzigen Informationen, die derzeit in Deutschland auf gesetzlicher Grundlage zentral erfasst werden, umfassen die Identität des Pferdes, sein Geburts- und Sterbedatum sowie Krankheiten, die als meldepflichtig eingestuft sind.“
Die organisierte Pferdezucht in Deutschland verfüge zwar seit Jahrzehnten über ein zentralisiertes und koordiniertes Datenmanagement, elektronische Herdebücher würden jedoch nur wenige gesundheitsrelevante Informationen abdecken, hieß es.
Detailliertere veterinärmedizinische Daten, beispielsweise aus Vorkaufsuntersuchungen (PSA), werden in der Regel lokal bei den behandelnden Tierärzten gespeichert.
Die Autoren sagten, dass der Deutsche Pferdetierärzteverband seit 2022 sein etabliertes und standardisiertes PSA-Protokoll in digitaler Form anbietet.
Darüber hinaus wurde 2014 von den Zuchtverbänden der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und ihren angeschlossenen Tierärzten eine Pferdegesundheitsdatenbank über eine Web-Benutzeroberfläche gestartet.
Die Anwendung ermöglicht die direkte Online-Datenerfassung und den Download standardisierter PDF-Formulare, beschränkt sich derzeit jedoch auf die Prüfungsergebnisse von Hengstanwärtern vor Erlangung der Zulassung.
Das Ziel, eine umfassende Erfassung von Pferdegesundheitsdaten zu ermöglichen, wurde aufgrund mangelnder Akzeptanz bei Pferdetierärzten verschoben.
Studienforscher der Tierärztlichen Hochschule Hannover haben eine Online-Umfrage gestartet, um die Einstellungen und Meinungen von Pferdetierärzten zur Erhebung digitaler Daten von PSA und zum anderen zum Aufbau einer Datenbank zur Gesundheit von Pferden im Land zu erheben.
Es wurde eine Online-Umfrage entwickelt und per E-Mail ausschließlich an Pferdetierärzte im ganzen Land verteilt.
Die Einladung zur Umfrage wurde an 1.055 Empfänger verschickt, von denen 147 (13,9 %) teilgenommen haben. Insgesamt konnten 130 Umfrageantworten für die Analyse herangezogen werden.
Das Studienteam stellte fest, dass 77,9 % der Befragten in der Pferdepraxis arbeiteten und 93,8 % PSA verwendeten, von denen 85 % hauptsächlich gedruckte Protokolle verwendeten.
Das EPI-Protokoll des Deutschen Pferdetierärztebundes als Papierausdruck war das am häufigsten verwendete Format (47,1 %).
Die meisten teilnehmenden Pferdetierärzte (90,2 %) würden ein digitales Protokoll für PSA verwenden, sofern verfügbar. Etwa die Hälfte der Befragten äußerte Bedenken hinsichtlich der Benutzerfreundlichkeit und Integration in den tierärztlichen Alltag.
Bezüglich der Einrichtung einer Pferdegesundheitsdatenbank gaben 72,3 % der Befragten an, dass sie diese begrüßen würden. Allerdings würde ein Drittel von ihnen eine solche Entwicklung nur unter bestimmten Voraussetzungen unterstützen, etwa der Gewährleistung der Datensicherheit, der Erhebung objektiver Daten oder der Einbeziehung der Meinungen anderer Interessengruppen.
Die Forscher diskutierten ihre Ergebnisse und sagten, die Umfrage habe einen interessanten Einblick unter deutschen Pferdetierärzten in den aktuellen Stand der Digitalisierung im Allgemeinen und der PSA im Besonderen sowie in ihre Meinung zur Sammlung und Verwaltung zentralisierter Daten im Allgemeinen gebracht.
„Im Hinblick auf die Digitalisierung hat sich ein anderer Fortschrittsstand herausgebildet. Während mehr als 90 % der Befragten digitale Tools wie die digitale Radiographie oder Patientenmanagementsysteme weit verbreitet nutzen, erfassten nur wenige (19,8 %) PSA-Ergebnisse sofort in einem digitalen System.
Die Mehrheit (86 %) nutzte Papier, um ihre Ergebnisse zu dokumentieren, obwohl 59,2 % ihre Protokolle anschließend einscannten und speicherten.
Im Gegensatz dazu bevorzugten alle Interessengruppen in einer ähnlichen dänischen Studie die elektronische Übermittlung von Daten an eine Pferdegesundheitsdatenbank.
Die in Deutschland erzielten Ergebnisse deuten darauf hin, dass es schwierig ist, eine einheitliche Lösung anzubieten und dass möglicherweise ergänzende Systeme angeboten werden müssen.
„Die Hauptbedenken hinsichtlich digitaler PSA waren ihre Integration in den tierärztlichen Alltag und ihre Benutzerfreundlichkeit“, sagte das Studienteam. Gewünscht war eine einfache und benutzerfreundliche Anwendung.
In Bezug auf eine zentralisierte Gesundheitsdatenbank sagten die Befragten, dass ihr wichtigstes Ziel der Datenaustausch zwischen Tierärzten und die Möglichkeit zur Analyse wissenschaftlicher Daten sei.
Die Teilnehmer scheinen die Datenbank als Methode der professionellen Kommunikation und als Werkzeug für die evidenzbasierte Medizin zu betrachten.
Hinsichtlich des Inhalts einer solchen Datenbank hielten es Pferdetierärzte vor allem für wichtig, Zuchtinformationen, Zuchtbuch- und Stammbaumdaten sowie klinische Befunde, einschließlich Infektionskrankheiten oder Lahmheiten, einzubeziehen.
Die Befragten waren der Meinung, dass Pferdetierärzte den größtmöglichen Zugang haben sollten. Andere Stakeholder, etwa Züchter oder Besitzer, dürften kaum Zugriff darauf haben.
Die Autoren räumten die geringe Rücklaufquote der Studie ein.
„Zusammenfassend gibt diese Studie einen Überblick über den Digitalisierungsgrad von Pferdetierärzten in Deutschland und ihre Meinung zu digitalen PSA-Protokollen und einer Pferdegesundheitsdatenbank.
„Wenn ein digitales PSA-Protokoll eingeführt wird, muss berücksichtigt werden, dass derzeit die meisten der befragten Tierärzte noch Papierprotokolle verwenden.
„Allerdings würden fast alle Befragten (90,2 %) ein solches digitales Tool nutzen, wenn die digitale Anwendung benutzerfreundlich und einfach ist, wenn die maximale Einstiegszeit pro Pferd 10 Minuten nicht überschreitet, wenn der Preis unter 5 € pro Pferd bleibt und.“ wenn eine Signatur eingearbeitet ist.
Im Hinblick auf eine Gesundheitsdatenbank für Pferde gaben 72,3 % der Befragten an, dass sie deren Einführung begrüßen würden, sofern Schutzmaßnahmen vorhanden wären.
„Um weitere Fortschritte zu ermöglichen, wäre es entscheidend, die in dieser Studie identifizierten Bedenken und Bedingungen anzugehen, um eine maximale Compliance zu erreichen.“
Zum Studienteam gehörten Folgmann, Christin Kleinsorgen, Maren Hellige, Karsten Feige und Uta Delling, alle von der Tierärztlichen Hochschule Hannover; Kathrin Friederike Stock von IT-Lösungen für die Tierproduktion in Verden, Deutschland; und Daniel Meister vom Stephansmühle Equine Medical Center in Hipoltstein, Deutschland.
Folgmann, MS, Kleinsorgen, C, Stock, KF, Meister, D, Hellige, M, Feige, K et al. Digitalisierung der Vorkaufsuntersuchung und Perspektiven einer Pferdegesundheitsdatenbank in Deutschland – Ergebnisse einer Online-Befragung von Pferdetierärzten. Pferdetierarzt J. 2023. https://doi.org/10.1111/evj.14001
Die Studie, veröffentlicht unter Creative Commons Licensekann gelesen werden Hier.
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