Deutschland strebt im globalen Technologiewettlauf eine neue digitale Strategie an – EURACTIV.com

Mit einer neuen Digitalstrategie will Deutschland seine internationale Wettbewerbsfähigkeit steigern, denn Experten warnen vor einem wachsenden geopolitischen Wettlauf um die technologische Vormachtstellung und der Notwendigkeit, liberale Werte und Menschenrechte im digitalen Raum zu verteidigen.

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Am Mittwoch, 18. Oktober, diskutierte der Digitalausschuss des Bundestags in einer öffentlichen Anhörung mit Experten über die internationale Digitalstrategie, die das Bundesministerium für Digitalisierung und Verkehr noch in diesem Jahr vorlegen wird.

Ziel der ministerienübergreifenden Strategie ist es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im digitalen Bereich zu steigern, wobei Deutschland laut Experten besonderes Augenmerk auf die stärkere Förderung internationaler technischer Standards legen sollte.

„Wir befinden uns mitten in einem geopolitischen Wettbewerb um die technologische Vormachtstellung zwischen den Vereinigten Staaten und China. „Das ist eine große Herausforderung für Deutschland und die EU, aber auch für die Länder des Südens, die oft zum Spielball dieser Interessen werden“, sagte Géraldine de Bastion, Gründerin des internationalen Netzwerks Global, gegenüber der Kommission. Innovation Gathering.

Um politischen Machtkämpfen international entgegenzuwirken, solle die Bundesregierung die Entwicklung digitaler Technologien „im Einklang mit demokratischen und freiheitlichen Werten fördern und die Achtung der Menschenrechte im digitalen Raum wahren“, sagte Politchef Julian Ringhof. an die Europäische Kommission.

Geopolitische Kämpfe

In den letzten Jahren gerieten Deutschland und die EU ins Kreuzfeuer der Technologie- und Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China.

„Autoritäre Staaten nutzen digitale Technologien, um ihre Macht zu festigen. „Einige von ihnen, insbesondere China und Russland, verbinden dies mit dem Ziel, die globale digitale Ordnung nach ihren Wünschen umzugestalten“, sagte Daniel Völksen von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in der Anhörung.

Inmitten dieser Spannungen zwischen dem Westen und autoritären Regimen seien internationale Organisationen für Internet-Governance und technische Standardisierung zum Spielplatz für politische Machtkämpfe geworden, sagte Ringhof.

„Es geht oft um den Wettbewerb zwischen liberaldemokratischen und autoritären Ansätzen. Das alles hat natürlich enorme Auswirkungen auf Deutschland und die EU“, sagte er.

Einige Länder versuchen sogar, die Vereinten Nationen zu nutzen, um die globale digitale Ordnung autoritärer umzugestalten.

„Die Vereinten Nationen geraten zunehmend in eine Sackgasse und der Wille zur globalen Zusammenarbeit ist äußerst schwach. „Wenn man dieses internationale Umfeld betrachtet, wird noch deutlicher, warum Deutschland in diesem Bereich eine klare strategische Linie braucht“, sagte Völksen.

„Einerseits geht es darum, eine Schwächung menschenrechtlicher Schutzmechanismen, beispielsweise im Rahmen der laufenden Verhandlungen zur sogenannten Cybercrime-Konvention, zu verhindern“, sagte Völksen.

Das Ende 2017 von Russland vorgeschlagene Übereinkommen wurde im November 2019 trotz des Widerstands von EU-Ländern, den Vereinigten Staaten und anderen mit Unterstützung von Weißrussland, Kambodscha, China, Nordkorea, Myanmar, Nicaragua und Venezuela angenommen.

Im April kam es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Seiten, als Menschenrechtsgruppen Bedenken äußerten, dass die Konvention zu einem Freibrief für Strafverfolgungsbehörden werden könnte, ohne unabhängige oder richterliche Aufsicht auf personenbezogene Daten zuzugreifen und das Recht auf Privatsphäre durch elektronische Überwachung zu verletzen.

„In der aktuellen Situation geht es vor allem darum, eine weitere Stärkung autoritärer Ordnungsvorstellungen zu verhindern und mittel- und langfristig die institutionellen Voraussetzungen für anspruchsvollere Formen der Zusammenarbeit zu erhalten“, sagte Völksen.

Maßstäbe für die EU setzen

Ziel der Strategie ist unter anderem die Etablierung einheitlicher technischer Normen und Standards.

„Wir müssen unbedingt sicherstellen, dass eine deutsche internationale digitalpolitische Strategie in die derzeit entwickelten europäischen Lösungen integriert wird“, fügte Klaus-Heiner Röhl vom Institut der Deutschen Wirtschaft hinzu.

Neben Deutschland versucht auch die Europäische Union mit ihrer neuen Normungsstrategie dem zunehmenden internationalen Wettbewerb in der Normung entgegenzuwirken.

Dennoch gewinnen die USA und China bei der Entwicklung internationaler Standards weiter an Boden. Zum Beispiel das „Chinesische Standards 2035Der Plan zielt darauf ab, internationale Standards für neue Technologien wie künstliche Intelligenz und 5G zu gestalten.

„Es bedeutet aber auch, gerade aus unserer Sicht, Mittelständler finanziell zu unterstützen, die sich in diesen Standardisierungsgremien engagieren wollen“, ergänzt Christoph Tovar, Leiter International- und Innovationspolitik beim Bitkom.

De Bastion fügte hinzu, dass Forschungs- und Innovationsprogramme wie Horizon Europe offen für Kooperationen und Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Süden sein sollten und dass gemeinsame Datenräume für Forschung und Innovation geschaffen werden sollten.

Dr. Julia Pohle vom Berliner Zentrum für Sozialwissenschaftliche Forschung schlug vor, dass, wenn Deutschland und die EU sich klarer zu Demokratie und Selbstbestimmung bekennen wollen, „die deutsche internationale Digitalpolitik bewusst stärker Gewicht auf die europäische legen sollte.“ Szene. Ebene“.

[Edited by Oliver Noyan/Luca Bertuzzi]

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Körbl Schreiber

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