Ein Dachverband warnte vor „fatalen“ Kürzungen der Bundesregierung bei der ohnehin unzureichenden psychologischen Betreuung von Migranten und Flüchtlingen im Land.
Die deutsche Regierungskoalition plant, das Budget für die psychosoziale und therapeutische Unterstützung traumatisierter Flüchtlinge in Deutschland ab 2024 um fast 60 % zu kürzen.
Es ist laut a Online-Erklärung vom Bundesverband Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF), gefördert vom Bund, veröffentlicht Ende Juli.
Der Zugang zu psychosozialer Unterstützung sei für traumatisierte Flüchtlinge „überlebenswichtig“, heißt es in der Stellungnahme des BafF. Ein Verlust würde dazu führen, dass ihre Krankheiten chronisch würden – mit „fatalen Folgen“ für sie und die Gesellschaft insgesamt, so die Organisation.
„Psychosoziale Zentren sollten Fachkräfte entlassen und Aufnahmestopps verhängen, während immer mehr Heimbewohner zur Krisenintervention in Kliniken aufgenommen werden sollten“, wird BAfF-Hauptgeschäftsführer Lukas Welz in der Pressemitteilung zitiert.
„Die Bildungs- und Berufsaussichten der Schutzsuchenden werden zerstört und die Folgen kosten alle anderen Sozialsysteme ein Vielfaches dessen, was derzeit in das psychosoziale Zentrumshilfesystem fließt“, fügte Welz hinzu.
Das BafF wies außerdem darauf hin, dass auch ohne die drohenden Haushaltskürzungen derzeit nur etwa 4 % der psychosozial betreuungsbedürftigen Flüchtlinge in BafF-Zentren und seinen Partnern behandelt würden. Darüber hinaus eine aktuelle BAfF-Bericht fanden heraus, dass traumatisierte Flüchtlinge, die psychologische Betreuung benötigen, derzeit mehr als sieben Monate auf eine Therapie warten müssen.
Den im Bericht zitierten Studien zufolge haben 87 % aller Flüchtlinge in Deutschland potenziell traumatische Ereignisse wie Krieg oder Verfolgung erlebt. Etwa 30 % sind von depressiven Erkrankungen oder einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) betroffen.
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Fordern Sie eine bessere psychische Gesundheitsversorgung
Das BafF forderte in seiner Pressemitteilung eine „frühzeitige und verlässliche psychosoziale und therapeutische Betreuung von Schutzsuchenden durch fachkundige und erfahrene Institutionen“ sowie eine „finanzielle Absicherung der psychosozialen Zentren und ihrer Fachkräfte“.
In den letzten Monaten und Jahren haben Angriffe auf Asylbewerber und Flüchtlinge mit psychischen Störungen – wie der tödliche Messerangriff in der Stadt Würzburg im Jahr 2021 – die Notwendigkeit eines besseren Zugangs zur psychischen Gesundheitsversorgung und einer stärker spezialisierten psychiatrischen Versorgung deutlich gemacht.
Allerdings haben Asylbewerber in den ersten 18 Monaten ihres Aufenthalts in Deutschland grundsätzlich keinen Anspruch auf eine psychotherapeutische Behandlung.
BAfFDer seit 27 Jahren bestehende Dachverband von Zentren, Einrichtungen und Projekten für Opfer von Menschenrechtsverletzungen und politischer Verfolgung bietet in 47 Zentren bundesweit Therapie- und Beratungsleistungen für Asylbewerber und Flüchtlinge an.
Die Finanzierung erfolgt überwiegend durch Spenden sowie staatliche Ausschreibungen für konkrete, zeitlich begrenzte Projekte.
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Benachteiligte Migrantenkinder in Kindertagesstätten
Eine neue Analyse hat inzwischen ergeben, dass Einwandererfamilien in Deutschland auch bei der Kita-Betreuung benachteiligt sind.
Entsprechend Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), der die Studie durchführte, gehen Kinder mit Migrationshintergrund tendenziell seltener in die Kita als Kinder ohne Migrationshintergrund, da die Hürden, einen Platz zu finden, für sie höher sind.
Etwa acht von zehn Kindern mit Migrationshintergrund besuchten im Jahr 2020 eine Kita, im Gegensatz zu fast allen Kindern mit Migrationshintergrund, heißt es in der Analyse.
Als größte Rückschläge identifizierte die SVR-Analyse mangelndes Vertrauen in die Kinderbetreuung sowie den Zeit- und Geldaufwand, den Einwandererfamilien für den Bewerbungsprozess aufwenden müssen.
Damit Kinderkrippen – oder „KiTas“, wie sie auf Deutsch heißen – zu „Motoren der Integration“ werden, müssen der Zugang zu Kindertagesstätten für Einwandererfamilien „verbessert und Qualitätssicherungsmaßnahmen gezielter durchgeführt werden“, sagt der Autor von der Bericht.
Der Autor empfahl unter anderem die Sicherung der Finanzierung von Sprachförderung, die Wertschätzung der Mehrsprachigkeit und bessere Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter.
Die Bedeutung eines frühen Starts
Die frühkindliche Bildung wird für Einwandererkinder als besonders wichtig erachtet, da die in diesem Alter erworbenen Deutschkenntnisse ihre Chancen auf einen guten Schulstart und gute Leistungen verbessern.
Darüber hinaus erhalten Eltern mit Migrationshintergrund in diesen Kindertagesstätten auch eine angemessene Beratung zum deutschen Bildungssystem, heißt es in der Analyse.
In Deutschland haben Kinder ab dem ersten Lebensjahr seit einer entsprechenden Gesetzesänderung im Jahr 2013 Anspruch auf die Unterbringung in einer Kinderkrippe.
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