Deutschland wendet sich an Brasilien, um Pflegekräfte mit Migrationshintergrund zu rekrutieren – EURACTIV.com

Um die Lücken im aktuellen Arbeitskräftemangel zu schließen, will Deutschland qualifizierte Migranten aus Brasilien für die Arbeit im Pflegesektor gewinnen.

Da die Bevölkerung in Deutschland immer älter wird, sind immer mehr Menschen auf Alters- und medizinische Versorgung angewiesen und gleichzeitig gehen immer mehr Sozialarbeiter in den Ruhestand.

Um die Lücke zu schließen, werde Deutschland eine Rekrutierungsstrategie „in Ländern einführen, in denen es mehr junge und gut ausgebildete Menschen gibt, als der lokale Arbeitsmarkt aufnehmen kann“, sagte der deutsche Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD/S&D). Neue Osnabrücker Zeitung SAMSTAG.

Heil und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) werden dazu im Juni Brasilien besuchen, ähnliche Maßnahmen seien auch für Indonesien und Mexiko geplant, sagte die Arbeitsministerin.

„Wir werden diesbezüglich sehr sensibel vorgehen, um keinem Land die Arbeitskräfte zu entziehen, die es benötigt“, sagte Heil.

Bisher kommen die meisten Migranten im deutschen Medizin- und Pflegesektor aus Europa, was zunehmend in die Kritik gerät, weil in den Herkunftsländern dieser Arbeitskräfte ein Arbeitskräftemangel herrscht.

„Wir können das deutsche Gesundheitswesen nicht finanzieren“, sagte der albanische Premierminister Edi Rama im März und kündigte Pläne an, Ärzte und Krankenschwestern im Land zu behalten. Seine Beschwerden gehen auf die Massenabwanderung von Medizinabsolventen zurück, die ihr Studium vor Ort mit hohen staatlichen Zuschüssen absolvieren, bevor sie in Deutschland arbeiten.

„Wir können nicht akzeptieren, dass ein Medizinstudent 1/16 der Kosten seines Studiums bezahlt und der Staat den Rest übernimmt … und der Student dann seinen Abschluss macht und nach Deutschland oder anderswo geht“, fügte Rama hinzu.

In Deutschland stieß Heils Initiative auf Skepsis.

„Schon jetzt ist klar, dass in den nächsten zehn bis zwölf Jahren 500.000 Pflegefachkräfte in den Ruhestand gehen werden“, sagte Eugen Brysch, Vorsitzender der Patientenschutz-Stiftung. dpa.

„Es wird nicht durch die paar hundert zusätzlichen brasilianischen Krankenschwestern gelöst werden“, sagte er.

Bisher waren die Bemühungen der Bundesregierung, Sozialarbeiter von außerhalb Europas anzuwerben, nur begrenzt erfolgreich: Im Jahr 2022 wurden demnach nur 656 Sozialarbeiter mit Migrationshintergrund eingestellt dpa.

Stattdessen sollten sich die Bemühungen auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen konzentrieren, sagte Brysch. Er fügte hinzu, dass 300.000 ausgebildete Arbeitnehmer, die ihre Arbeitszeit reduziert oder ganz aus dem Beruf ausgeschieden waren, zur Rückkehr mobilisiert werden könnten.

(Jonathan Packroff | EURACTIV.de)

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