Wird die Rotbuche aus der Gemeinde Reigi auf der Insel Hiiumaa in Estland – ein Baum, der seine Wurzeln in Reigi hat, sich aber in Deutschland verzweigt – Europas „Baum des Jahres“?
Die Nachricht, dass die Rotbuche, die im Garten des Reigi-Geistlichenhauses in Hiiumaa wächst, ausgewählt wurde, Estland im Wettbewerb „Europäischer Baum des Jahres“ zu vertreten, kam für die Nachkommen seines Pflanzers in Deutschland überraschend, da es sich um eine anlässlich der Geburt seines Großvaters Theodor im Jahr 1903 gepflanzt wurde, fehlt in der ansonsten ausführlichen Chronik der Familie.
Der bekannteste Nachkomme von Richard von Hirschhausen, dem baltischdeutschen Pfarrer von Reigi, ist heute sein Urenkel Eckart, dessen Bücher zu internationalen Bestsellern wurden. Eckart ist ein Arzt, der seinen Beruf zu einer äußerst erfolgreichen Unterhaltungskarriere gemacht hat und neben Fernsehshows seit vielen Jahren als Komiker vor großem Publikum auftritt.
Hirschhausen engagiert sich seit seiner Studienzeit für Gesundheitsförderung durch geistreichen Humor und merkte früh, dass seine Witze und Zaubertricks im Krankenhaus seinen kleinen Patienten mehr halfen als Medikamente.
Im Januar setzte Eckart seine Show ab, weil er erkannte, dass heute der Planet Erde selbst einen Krankenwagen braucht, und er formulierte es so: „Wir müssen nicht das Klima retten, wir müssen uns selbst retten. Die Grundlage der Gesundheit sind saubere Luft, sauberes Trinkwasser, essbare Pflanzen und erträgliche Temperaturen. Alle diese vier Säulen der Gesundheit sind ernsthaft bedroht. Deshalb hat er sich seiner Stiftung Healthy Earth, Healthy People verpflichtet und verspricht, nur dann wieder auf die Bühne zu kommen und Witze zu reißen, wenn der Planet gerettet ist.
Von Halle in Deutschland nach Reigi in Hiiumaa
Aus der Familienchronik geht hervor, dass Richard von Hirschhausen als Pfarrer aus dem estnischen Rakvere nach Reigi kam, da alle älteren Schwestern und Brüder seines Sohnes Theodor in Rakvere geboren wurden. Ihr Vorfahr Jacob kam im frühen 18. Jahrhundert aus Halle in Deutschland nach Estland und wurde Lehrer in Tallinn. Jacob Johann Anton Hirschhausen wurde 1835 für seinen Beitrag zum ersten deutsch-estnischen Wörterbuch in den Adelsstand erhoben.
Theodor, dessen Geburt mit der Pflanzung einer Rotbuche markiert war, einer damals in Estland seltenen Art, wurde ebenfalls Pfarrer – die sechste Generation seiner Familie. Richard starb 1916 kurz nach seiner Rückkehr aus Sibirien nach seiner Deportation im Ersten Weltkrieg.
Theodor arbeitete als Pfarrer in Kärla, Saaremaa, und starb 1936 sehr jung an Meningitis in Kuressaare, wobei er seine Frau und zwei kleine Kinder hinterließ. Er wurde neben seiner Mutter und seinem Vater auf dem Friedhof der Reigi-Kirche begraben, und so bleiben Hiiumaa und Reigi die zentrale Verbindung von Hirschhausen nach Estland.
Theodors Witwe Gisela fand Arbeit in einer Mädchenpension in Tallinn, während die Kinder Heinrich und Dagmar bei ihren Eltern in Reigi lebten, wo Giselas Vater jetzt Pfarrer war. Gisela vermied es so lange wie möglich, Estland nach Deutschland zu verlassen und ging erst 1941 mit der letzten „Nachsiedlung“.
Estland ist eine Traumheimat geblieben
Bereits in den frühen 1990er Jahren, als die Familie nach Hiiumaa zurückkehrte, suchte Theodors Tochter Dagmar im Garten des Pfarrhauses Reigi nach einem Johannisbeerstrauch, den sie mit ihrer Großmutter gepflanzt hatte. Sie fand den Busch, aber niemand wusste, wie man nach der Buche sucht.
Inzwischen lebt der Großteil der Familie in Berlin – die Enkel von Theodor, Martin, Christian und Verena; nur Eckart ist in Bonn. Ihre Mutter, Ingeborg, wurde ebenfalls in Estland geboren, verließ sie jedoch als Baby und hat keine Erinnerungen an diese Zeit.
Wie für die Exil-Esten blieb Estland auch für die Deutschbalten eine Traumheimat.
„Wir sind umgeben von diesem Traum aufgewachsen, geprägt vom Heimweh unserer Eltern nach Estland“, beschreibt Ingeborg.
Als Kind empfand Martin von Hirschhausen diese Verherrlichung des estnischen und baltendeutschen Lebens als übertriebene und sogar lästige Pflicht, bis er gleich nach dem Abitur eine deutschbaltische Autorallye in Köln besuchte und plötzlich den Eindruck hatte, dass all diese Menschen so waren wie er. , aufgewachsen in ähnlichen, gleichgesinnten Familien.
„Als ich in Estland ankam, wurde mir klar, dass die Geschichten über einen blaueren Himmel und weißere Birkenstämme kein Märchen, sondern wahr sind. Es ist nur eine andere Art von Licht!“, erinnert sich Martin.
Jede gute Geschichte trägt zur Sicherheit bei
In seiner Arbeit und seinen Aktivitäten steht Martin Estland und den baltischen Staaten – im Vergleich zu seinen Geschwistern – am nächsten und bleibt ein glühender Estnisch-Fan. Noch bevor Estland seine Unabhängigkeit wiedererlangte, organisierte Martin den ersten Schüleraustausch mit einem baltisch-deutschen Jugendverband, dessen junge Teilnehmer schnell zu den Neubegründern der estnischen Diplomatie wurden.
Von 1997 bis 2003 war er als Leiter der baltischen Filiale der Deutschen Vereinsbank in Riga tätig und stand auch in engem Kontakt mit estnischen Unternehmen. Noch heute nutzt er jede Gelegenheit, um für Estland zu werben oder seinen breiten Bekanntenkreis nach Estland zu locken.
Martin war auch derjenige, der sofort von der Aufnahme der Reigi-Buche in den European Tree of Europe-Wettbewerb begeistert war.
„Dies ist eine weitere gute Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf Estland zu lenken. Gerade in einer Zeit, in der die Sicherheitslage in Europa aufgrund der russischen Aggression gegen die Ukraine brüchig ist, trägt jede gute Geschichte aus Estland zu unserer Sicherheit bei.
International die Abstimmung für den Europäischen Baum des Jahres läuft noch bis zum 28. Februar. Mit solchen Zweigen hat der alte Baum von Hiiumaa sehr gute Chancen im Wettbewerb.
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