AACHEN, Deutschland: Zahnpflege ist für das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit von entscheidender Bedeutung, wird jedoch manchmal aufgrund bestimmter Hindernisse beim Zugang zu zahnärztlichen Leistungen vernachlässigt. In einer aktuellen Studie untersuchten Forscher die Mundgesundheit ukrainischer Flüchtlinge in Deutschland und stellten einige Schwierigkeiten beim Zugang zur zahnärztlichen Versorgung im Land fest. Sie untersuchte auch den psychischen Gesundheitszustand von Flüchtlingen im Zusammenhang mit Mundgesundheitsproblemen. Die Studie ist die erste, die diese Themen bei der ukrainischen Flüchtlingsbevölkerung in Deutschland behandelt.
Entsprechend Flüchtlingshilfswerk der Vereinten NationenVerschiedene Konflikte, Kriege und Gewalt haben bis Ende 2022 weltweit zu mehr als 40 Millionen Flüchtlingen und Asylsuchenden geführt. Bis Juni 2023 hat der anhaltende Krieg in der Ukraine 6,3 Millionen ukrainische Flüchtlinge gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und Zuflucht zu suchen. Deutschland begrüßt mehr als eine Million ukrainische Flüchtlingewas zu neuen Herausforderungen für das Gesundheitssystem und insbesondere für die Zahnpflege geführt hat.
Für Flüchtlinge spielt die Mundpflege oft eine untergeordnete Rolle. Ihre Hauptanliegen sind die Integration im Aufnahmeland, das Erlernen einer neuen Sprache, die Suche nach Einkommensquellen und die Etablierung eines normalen Lebensstandards. Selbstverständlich kann sich dies auf das Mundgesundheitsverhalten auswirken und zu Problemen wie einer hohen Prävalenz von Karies und unbehandelten Zähnen führen.
Die Studie fand zwischen September und Dezember 2022 statt und konzentrierte sich auf Menschen ukrainischer Nationalität, die aufgrund des Krieges aus ihrem Herkunftsland geflohen waren. Alle Teilnehmer mussten mindestens 14 Jahre alt sein. Eingeschlossen waren auch Ukrainer, die vor dem Krieg nach Deutschland gereist waren und nicht in die Ukraine zurückkehren konnten. Alle Teilnehmer erhielten einen Papier- oder Online-Fragebogen zu Themen wie allgemeine demografische Informationen, Mundgesundheitsstatus und -praktiken, Zugang zu zahnärztlicher Versorgung sowie Stress- und Angstniveau. Insgesamt wurden 724 Fragebögen in die Analyse einbezogen.
Forscher berichteten, dass die Mehrheit der Teilnehmer den Zustand ihrer Zähne und ihres Zahnfleisches als durchschnittlich oder überdurchschnittlich einschätzte. Allerdings gab ein Fünftel der Teilnehmer an, dass sie das Lächeln wegen ihrer Zähne vermeiden oder sich wegen des Aussehens ihrer Zähne unwohl fühlen. Die häufigsten limitierenden Faktoren beim Zugang zur zahnärztlichen Versorgung waren die Finanzen (82,6 %), die Sprachbarriere (82,2 %) und die Komplexität des Gesundheitssystems (74,1 %).
Darüber hinaus erzielten 45,8 % der Studienteilnehmer im Patientengesundheitsfragebogen eine Punktzahl von 10 oder mehr und 37,4 % auf der 7-Punkte-Skala für generalisierte Angststörungen, was auf eine Depression und mittelschwere Angstzustände hindeutet. Die Daten zeigten auch, dass diese Teilnehmer häufiger über Schmerzen und einen schlechten Zustand ihrer Zähne und ihres Zahnfleisches berichteten und einen Zahnarztbesuch nicht wahrnahmen.
Insgesamt gaben 59,6 % der Teilnehmer an, bei Bedarf keinen Zahnarzt aufzusuchen. Fehlgeschlagene Konsultationen gingen mit einem schlechteren Zustand von Zähnen und Zahnfleisch einher.
Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Mundgesundheit hin und verdeutlichen die besonderen Bedürfnisse ukrainischer Flüchtlinge. Angesichts dieser Ergebnisse glauben die Forscher, dass Zahnärzte ihre Kenntnisse über posttraumatische Syndrome, Verhaltenswissenschaften und Psychologie im Allgemeinen verbessern sollten, insbesondere in Bezug auf vom Krieg betroffene Menschen.
Weitere Forschung ist erforderlich, um die kulturellen und medizinischen Bedürfnisse ukrainischer Flüchtlinge zu ermitteln und ihren Zugang zu zahnärztlichen Leistungen zu verbessern.
Die Studie mit dem Titel „Mundgesundheit, Stress und Hindernisse beim Zugang zur zahnärztlichen Versorgung bei kriegsgeschädigten ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland», wurde am 27. Oktober 2023 online veröffentlicht BMC Mundgesundheit.
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