Der legendäre deutsche Politiker Wolfgang Schäuble ist im Alter von 81 Jahren gestorben

Der ehemalige Staatsmann und Finanzminister während der europäischen Schuldenkrise war auch für seine Rolle bei der Wiedervereinigung Deutschlands bekannt.

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Wolfgang Schäuble, der 1990 bei den Verhandlungen über die deutsche Wiedervereinigung mitwirkte und mehr als zwei Jahrzehnte später als Finanzminister eine zentrale Figur bei den Sparbemühungen war, um Europa aus der Schuldenkrise zu führen, ist tot.

Er war 81 Jahre alt.

Schäuble sei am Dienstagabend in seinem Haus gestorben, teilte seine Familie am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur DPA mit.

Im Oktober 2009 wurde er Finanzminister von Bundeskanzlerin Angela Merkel, kurz bevor Enthüllungen über das wachsende Haushaltsdefizit Griechenlands die Krise auslösten, die den Kontinent erfasste und die globale Finanzordnung zu destabilisieren drohte.

Als langjähriger Befürworter einer größeren europäischen Einheit trug er dazu bei, jahrelange Bemühungen um eine tiefere Integration und strengere Regeln voranzutreiben.

Nach acht Jahren als Finanzminister festigte Schäuble seinen Status als Elder Statesman, indem er Sprecher des Deutschen Bundestages wurde – der letzte Schritt in einer langen politischen Karriere an vorderster Front, in der er schwere Rückschläge überwinden musste. Er blieb bis zu seinem Tod Gesetzgeber.

Schäuble war an den Rollstuhl gefesselt, nachdem er 1990, kurz nach der Wiedervereinigung, bei einer Wahlkampfveranstaltung angeschossen worden war und von der Hüfte abwärts gelähmt war.

Einige Wochen später kehrte er zur Arbeit zurück und im darauffolgenden Jahr wurde ihm zugeschrieben, dass er dem Deutschen Parlament dabei geholfen habe, die Hauptstadt der wiedervereinten Nation von Bonn nach Berlin zu verlegen.

An ihrem 70. Geburtstag im Jahr 2012 beschrieb Merkel Schäuble als „einen Architekten der deutschen Einheit, einen Architekten der Regierungsentscheidungen und derzeit einen Architekten einer stabilen Eurozone“.

Merkel sagte, der erfahrene Minister verkörpere „das Langzeitgedächtnis der Republik … ohne Sie wäre unser Land anders.“

Schon in den Anfängen der europäischen Schuldenkrise plädierte Schäuble für strengere Regeln, um die Staatsdefizite unter Kontrolle zu halten.

Berlin weigerte sich zunächst, Griechenland und anderen hochverschuldeten Ländern zu helfen, und Kritiker machten die mangelnde Bereitschaft Deutschlands für die Preiserhöhung verantwortlich.

Als 2015 eine linke griechische Regierung unter Premierminister Alexis Tsipras mit dem Versprechen gewählt wurde, auf die von den Gläubigern geforderten schmerzhaften Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen zu verzichten, vertrat Schäuble eine harte Linie.

Später in diesem Jahr schlug er vor, dass Griechenland eine fünfjährige „Pause“ vom Euro einlegen könnte, kam aber Merkels Beharren nach, dass ein sogenannter „Grexit“ keine Option sei.

Schäuble wurde am 18. September 1942 in Freiburg geboren. Er arbeitete als Finanzbeamter in seinem Heimatland Baden-Württemberg, bevor er 1972 die Wahlen zum westdeutschen Landtag gewann.

Er trat erstmals 1984 dem Bundeskabinett bei, wo er fünf Jahre lang als Stabschef von Bundeskanzler Helmut Kohl fungierte, bevor er Innenminister wurde.

In dieser Position war Schäuble ein wichtiger Verhandlungsführer für Westdeutschland, als das Land nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 auf die Wiedervereinigung mit dem kommunistischen Osten zusteuerte.

Er beteiligte sich an der Ausarbeitung des Vertrags, der am 3. Oktober 1990 den rechtlichen Rahmen für die Vereinigung schuf.

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Von 1991 bis 1998 war Schäuble Fraktionsvorsitzender von Kohls konservativer CDU. Nachdem Kohls 16-jährige Amtszeit als Kanzler 1998 mit einer Wahlniederlage endete, wurde er schließlich Vorsitzender der CDU.

Doch im Februar 2000 wurde er durch Merkel ersetzt, nachdem er in einen Parteienfinanzierungsskandal um Kohl verwickelt war.

Schäuble wurde später als Kandidat für die weitgehend feierliche Präsidentschaft Deutschlands angepriesen, geriet jedoch ins Abseits, als Merkel den ehemaligen Chef des Internationalen Währungsfonds, Horst Köhler, wählte.

Er kehrte ins Kabinett zurück, als Merkel 2005 für ihre zweite Amtszeit als Innenministerin Kanzlerin wurde. Er war eine unerwartete, aber weithin respektierte Wahl für das Amt des Finanzministers vier Jahre später.

Ebert Maier

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